Kirche und Frieden Weinachtsbrief 2004
Dezember 2004
Fürchtet euch nicht!
Das 21. Jahrhundert hat im Zeichen des Terrors begonnen. Der Ehrgeiz der Regierungen, diesen Terror mittels Kriege von ungeahnter Brutalität zu besiegen, führt dazu, dass ganze Völker permanent in Angst leben. Es häufen sich asymmetrische Szenarios, bei denen bis an die Zähne bewaffnete Mächte zusammen mit nicht greifbaren Netzen von fanatischen, todesmutigen Kriegern auftreten, die ihre Feinde mit in den Tod reißen. Die Angst breitet sich aus. Reisen werden storniert, Grenzen geschlossen, die mutigsten NGO's ziehen ihre Mitarbeiter aus den Gefahrenzonen zurück weil sie sich nicht mehr in der Lage sehen, den Ärmsten zur Hilfe zu eilen. Eine Angst, die ans Irrationale grenzt, wird bei den Einen regelrecht gepflegt. Sehr handfest ist dagegen der Albtraum der Anderen, die mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben die Zeche der "Sicherheit" zahlen müssen.
Vom Wort der Engel bei Christi Geburt - "Fürchtet euch nicht"- (Lk 2;10) bis zu den Worten Jesu nach seiner Auferstehung -"Friede sei mit euch"- (Joh 20; 19-23) ist das ganze Evangelium ein Plädoyer gegen die Angst und eine Einladung 'anders' zu leben, damit die Angst besiegt wird.
Jesus kommt. Er ist mitten unter den Seinen anwesend: Das Warten in der Adventszeit konzentriert sich ganz auf dieses Kommen. Die Evangelien zeugen von den Umwälzungen im Leben der Menschen, die Jesus begegnet sind. Das Evangelium nach Johannes beschreibt, wie er am Abend der Auferstehung 'kam'. Sein Kommen am Ende der Zeit wird auch angekündigt. Und es gibt ja das Wort Jesu: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen".
Jesus bringt den Frieden, der höher ist als alle Vernunft: "Friede auf Erden", sagen die Engel zu den Hirten. "Der Friede sei mit euch", sagt Jesus zu seinen Jüngern am Abend der Auferstehung. Der Friede, den Jesus gibt, ist nicht die Sicherheit am Ende der Feldzüge des Herrn Bush. Auch nicht die Sicherheit, von der Herr Sharon meint, dass sie von einer Mauer gewährleistet werde, die Kinder den Wege zur Schule versperrt. Es ist kein billiger Friede, sondern ein Friede, welcher die Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeit, mit Konflikt und schließlich mit dem Leid nicht scheut. Als Jesus am Abend der Auferstehung seine Jünger mit einem Friedenswunsch begrüßt, zeigt er ihnen seine am Kreuz durchbohrte Hände und Füße. Die Auferstehung hat die Male seines Leidens für die Menschheit nicht entfernt. Der Friede, den Jesus gibt, kommt vom barmherzigen Gott, der sein eigenes Leben für die Menschen hingibt. Es ist der Friede des Herzen und der Friede mit dem Nachbarn, die wiedergefundene Vergebung und der geteilte Überfluss, es ist der Friede mit der Gerechtigkeit.
Jesus sendet die Seinen, um eine Botschaft der Befreiung zu bringen: Die Hirten haben die Worte der Engel nicht für sich behalten. Das ganze Evangelium ist voll dieses Gebots: "Geht, verkündet, verkündigt!" Am Abend der Auferstehung setzt Jesus seine Jünger für einen Befreiungsauftrag ein, der nichts anders ist als seine eigene Sendung. "Wie mein Vater mich gesandt hat, so sende ich euch."
So sieht der Weg aus, der uns aus der Angst herausführt. Das ist der Weg, den uns der verspricht, auf den wir warten: er kommt auf uns zu, er gibt uns seinen Frieden, er schickt uns an die Arbeit. Jeder und jedem von Ihnen wünschen wir Gottes ganzen Segen für Ihren Weg, dort wo Sie für den Frieden Zeugnis ablegen, dort wo Sie im Geiste Jesu Christi gegen die Angst kämpfen.
Im Frieden Christi,
Marie-Noëlle von der Recke, Terri Miller
Internationale Geschäftsstelle von Church and Peace
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