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Ulrich Duchrow (Kairos Europa): Die wichtigste Veränderungen, finde ich, sieht man, wenn man Graz mit Basel vergleicht. Basel war in 1989 die erste Europäische Ökumenische Versammlung. Dort hatten wir folgende Struktur: die Delegierten trafen sich in geschlossenen Kreisen für sich und es gab einen Zukunftsmarkt, wo denn die Iniziativen, Gruppen und Betroffenen wie eine Spielwiese neben der offiziellen Versammlung agieren konnten.
Nun aber ist es so, dass wir uns in den Zwischenzeiten seit Basel durch die Früherorganisation der Gruppen gut organisiert und schon seit zwei Jahren für den Vorbereitungskreis Vorschläge gemacht haben. Noch dazu gehörte, dass ein Teil der Versammlung dafür entwickelt wurde, wo Delegierte, Gruppen und Betroffenen miteinander ins Gespräch kommen. Das sind die Dialogforen am Nachmittag.
Ausserdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie im Ökumenischen Dorf des Aktionbündnisses der Gruppen für Graz, oder in der Agora, oder in den Hearings, wo die Delegierten mit den Vertretenen und Vertreterinnen, Betroffenen und Gruppen zusammenkommen können, und es ist ein grosser Vortschritt über Graz in der Struktur.
Jetzt kann man natürlich fragen: was hat man dann konkret zu erwarten?
Ein Problem, was sich abzeichnet ist, dass Kirchenversammlungen die Tendenz haben, ganz allgemeine Wahrheiten zu kündigen, und auf diese Weise nicht auf die konkreten Probleme der Menschen und der Natur eingehen. An dieser Stelle hoffen wir, dass durch unsere konkreten Vorschlägen - zum Beispiel im Blick auf die Europäische Währungsunion und Wiedergewinnung der Kontroll über das Kapital -, in den Bereichen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auch sehr konkrete Äusserungen gemacht werden.
Eine solche Konkretion, die wir ganz besonders wichtig finden ist, dass im Augenblick die negativen Wirkungen von unserem Wirtschaftssystem - im Blick auf Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung - ausgehen.
Zum Beispiel gab es von den Gruppen in Erfurt eine Basisversammlung, die den Titel hatte, "Unser Wirtschaftssystem wider Gottes Geist".
In diesem Sinn sind wir der Meinung, dass man die im Augenblick herrschende neoliberale Ideologie - die sowohl in der Wirtschaft wie in der Politik zu finden ist -, dass der Markt allein regieren soll, nicht nur theologisch sondern auch im Blick auf die Effekte auf die Menschen eine absolut abzulehnende Sache halten muss. Und weiterhin noch, dass wir deshalb zu politischer gemeinsamer Zusammenarbeit kommen müssen, die von unten gefordert und von der demokratischen gewählten Regierungen durchgeführt wird, dass die gemeinsamen politischen Institutionen wieder Kontroll über das Kapital finden, was wir jetzt vollständig, unabhängig auf transnationale Märkten gemacht haben und es auf diese Weise alle gegeneinander ausspielt (die Arbeitenden, die Regierungen usw.), infolg dessen die sozialen und Beschäftigungsmöglichkeiten immer schlechter werden, und die Gewinner immer mehr explodieren.
Da muss einfach eine konkrete Aussage erhofft werden, und wir werden mit den Gruppen hartnäckig daran arbeiten, dass die Kirchen sich hier in die Bündnisse in der zivilen Gesellschaft, mit Gewerkschaften und anderen einfinden, um gegen diese extreme Fehlentwicklung zu protestieren und um Alternativen zu entwickeln.
Ein konkretes Feld, in dem die Kirchen sich angagieren können ist bei sich selbst gerechte Reformen der Teilung von Arbeit und Einkommen zu machen, und zweitens, einen alternativen Umgang mit Geld einzuüben, so dass sie nicht über die unrechtmässigen zu hohen Zinsgewinner operieren, sondern dass sie mit alternativen Bankssystemen arbeiten, wo die Zinsenangemessen gemeinsam erwirtschafteten sind und vor allen Dingen auf soziale, ökologische Kriterien beachtet werden bei der Arbeit mit diesem Geld.
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