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Weltspiegel


Entschuldigung für Waldenser-Verfolgung
Italienische Bischöfe bitten um Vergebung

Im Vorfeld der Europäischen Ökume-nischen Versammlung Ende Juni in Graz hat die italienische Bischofs-konferenz in Rom die Verantwortung für die jahrhundertelange Verfolgung der Waldenser übernommen und die protestantischen Kirchen Italiens um Vergebung gebeten.

Aus Anlaá des Jahrestages der Gewährung bürgerlicher Freiheit für die Waldenser durch König Carlo Alberto im Jahre 1848 nahm eine Delegation des Sekretariats für ökumenische Beziehungen der italienischen Bi-schofskonferenz in Rom an einem Got-tesdienst der Waldensergemeinde teil.

Vor zahlreichen Persönlichkeiten des italienischen Protestantismus verlas Monsignore Giuseppe Chiaretti, Vorsit-zender des Sekretariats für ökumenische Beziehungen der Bischofs-konferenz, das Dokument.

Im Blick auf die Europäische Ökume-nische Versammlung in Graz wird der Wille zur Versöhnung bekundet, um die "schmerzlichen Folgen des Miá-trauens, der Verdächtigungen und des Unrechts zu beseitigen". Die Ge-schichte könne nicht ausgelöscht werden. Dennoch sei die italienische Bischofskonferenz bereit, für die Ver-folgungen Verantwortung zu überneh-men und um Vergebung der began-genen Schuld zu bitten. Dr. Paolo Ricca, Professor für Kirchengeschichte an der Waldenser-Fakultät in Rom, bewertet die Initiative der italienischen Bischofskonferenz, von der der Papst unterrichtet sei, als mutigen Schritt in Richtung Versöhnung.

Der Weg 23/1997, S.5

Griechenland führt Zivildienst ein

Weltspiegel

Die langjährigen Anstrengungen haben sich gelohnt: Das griechische Parlament hat im Juni ein neues Wehrdienstgesetz vorgelegt, das erst-mals auch einen zivilen Ersatzdienst vorsieht. Nach der Sommerpause soll es endgültig beschlossen werden. Allerdings sind einige Politiker der Meinung, daá der Teil des Wehrgesetzes, der den Zivildienst betrifft, gegen die griechische Verfassung verstöát. Es könnte daher sein, daá gerade dieser Teil so lange ausgesetzt wird, bis die Verfassungs-lage geklärt beziehungsweise ge-ändert ist. Griechenland war bislang der einzige EU-Staat ohne eine zivile Alternative zum Militärdienst (ai-Journal, 5/97).

amnesty international begrüát die Verabschiedung des neuen Wehr-gesetzes als einen ersten Schritt in die richtige Richtung, betont aber, daá es weit hinter den Forderungen von Menschenrechtlern und international anerkannten Standards zurückbleibt. So stellt die geplante Dauer des zivilen Ersatzdienstes mit 36 Monaten gegenüber den für den Wehrdienst üblichen 18 Monaten eine unzulässige Bestrafung der Kriegsdienstver-weigerer dar. Auáerdem bleibt abzu-warten, ob der neue Ersatzdienst tatsächlich vom Militär unabhängig sein wird.

Schlieálich fordert ai, daá all diejenigen, die sich allein wegen ihrer Kriegsdienstverweigerung in Haft befinden - zur Zeit sind das zwischen 200 und 300 Männer, die bis zu vierjährige Haftzeit absitzen -, sofort frei-gelassen werden und nach Inkraft-treten des neuen Gesetzes den Rest ihrer Dienstzeit als zivilen Ersatzdienst ableisten können.

ai-Journal 8/1997 Echoes of Graz

Kriegsdienstverweigerer als Ketzer behandelt

Weltspiegel

Echoes of Graz

Philippos Kyritsis von der Grie-chischen Vereinigung der Kriegs-dienstverweigerer wies bei der diesjährigen Verleihung des Siegmund-Schultze Förderpreises für gewaltfreies Handeln auf die ablehn-ende Haltung der Griechisch-Ortho-doxen Kirche gegenüber Kriegs-dienstverweigerungen in Griechenland hin. Wir zitieren einen Auszug aus seiner Dankesrede zur Preisver-leihung, die in diesem Jahr die Griechische Vereinigung für Kriegs-dienstverweigerung und die Kriegs-gegnerInnen Izmirs erhielten: Die Verleihung fand am 18. Februar 1997 in der Akademie Hofgeismar statt:

"Die Behandlung, die die Kriegs-dienstverweigerer in der griechischen Gesellschaft erleben, erinnert an die Behandlung der Ketzer und der vermeintlichen Hexen in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters. Und dies passiert, weil die Griechisch Orthodoxe Kirche, die nach der griechischen Verfassung die offizielle Kirche und mit dem griechischen Staat verflochten ist, die Zeugen Jehovas und deshalb auch alle Kriegsdienst-verweigerer als ihre schlimmsten Feinde ansieht und auch als schlimmste Feinde Griechenlands. Unseligerweise sind die Kirche und die Armee so untereinander verbunden, daá das Ministerium der Nationalen Verteidigung offiziell erklärt hat, daá es die Entschlieáungen der Heiligen Synode (des Verwaltungsapparats der Griechisch Orthodoxen Kirche) annimmt und nicht die Entschlie-áungen des Griechischen Staatsrates, der in Griechenland das nichtexistente Verfassungsgericht ersetzt. In der Vergangenheit hat die Griechisch Orthodoxe Kirche offiziell abgelehnt, Beschlüsse von Militärgerichten in Frage zu stellen, die Kriegs-dienstverweigerer zum Tode ver-urteilten und heute erklärt sie, daá die griechischen Grenzen geschützt werden müssen."

Aus der Dokumentation zur Preis-verleihung, herausgegeben von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienst-verweigerer, Bremen 1997, S.19, zu beziehen bei:
EAK, Carl-Schurz-Str. 17,
D-28209 Bremen
Echoes of Graz

Initiative "Ohne Rüstung Leben" feiert 20jähriges Bestehen

Echoes of Graz

Die ökumenische Friedensinitiative "Ohne Rüstung Leben" hat ihr 20jähriges Bestehen gefeiert. Bisher hätten knapp 30.000 Menschen in einer persönlichen Selbstverpflichtung den Willen bekundet, "Frieden ohne Waffen politisch zu entwickeln", teilte die Organisation mit Sitz in Stuttgart am 6. November mit. "Ohne Rüstung Leben" wird nach eigenen Angaben allein aus Spenden finanziert und beteiligt sich an der Entwicklung gewaltfreier Konfliktlösungen zwi-schen Staaten und Völkern.

Die Organisation bietet inzwischen auch eine Ausbildung für Friedens-fachkräfte an, die hauptsächlich im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt werden. Dort unterstützt "Ohne Rü-stung Leben" Menschenrechts- und Friedensgruppen.

Daneben tritt die Initiative derzeit mit Protestaktionen gegen das Jagd-flugzeug Eurofighter und die Entwicklung neuer Anti-Fahrzeug-Minen an die Öffentlichkeit. Zur Jubiläums-feier am 9. November in der Nähe von Stuttgart kamen rund 400 Gäste.

epd-Wochenspiegel 46/1997