KIRCHE
UND
FRIEDEN

Sommer 1997


INHALT

GEISTLICHES WORT
5 Horchen auf Gottes Stimme Gordon Matthews
WELTSPIEGEL
7 Europäische Friedensagentur
8 UN besorgt über ethnische Gewalt
9 Schulderklärung der Kirchen
10 Bericht von Fahrt nach Diyarbakir Hilke Folkers-Bulut und Riza Bulut
EX-JUGOSLAWIEN
12 KEK/ÖRK-Delegation bei Feierlichkeiten zum Tag des Hl. Sava
AUSBILDUNG FRIEDENSARBEIT
13 "Berliner Erklärung"
13 Ergänzung zur Bundeswehr
14 Schalom-Diakonat Leni Schüttel
16 Ruálands Generäle unter Zugzwang Lothar Deeg
17 Pazifismusdebatte" bei Pax Christi Johannes Stücker-Brüning
UNTERWEGS NACH GRAZ
20 Church and Peace-Memorandum
22 Programm wurde veröffentlicht
VON PERSONEN
22 Neuer KEK-Generalsekretär
23 Friedenspreis für Hans Koschnick
24 Catharine Perry verläát Friends House
24 Konrad Lübbert im Ruhestand
AUS DEM NETZ
25 40 Jahre Eirene Wilfried Warneck
26 Niwano-Friedenspreis an Corrymeela
27 Mennonitische Weltkonferenz in Kalkutta Sylvie Gudin-Poupaert
29 Gedenkstein für Michael Sattler
AUS DER GESCHÄFTSSTELLE
30 Christian Hohmann Pastor im Sonderdienst Heidi J. Stiewink
33 Neue MCC-Freiwillige Terri Miller
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Church and Peace: ist ein europäisches ökumenisches Netz von Friedenskirchen und friedenskirchlich orientierten Gemeinden, Kommunitäten und Friedensdiensten.
Redaktion: Birgit Dobrinski, Christian Hohmann, Terri Miller. Layout: Terri Miller
Redaktion und Internationale Geschäftsstelle von Church and Peace: Ringstraáe 14 , D-35641 Schöffengrund , Tel.: +49 64 45/ 55 88; Fax: +49 64 45/ 50 70;
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Regionalbüros: GB-Clun, F-Straáburg, H-Székesfehérvár
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Titelbild: Augustinereremitenkloster in Erfurt. Vor einem Jahr tagte hier die Deutsche Ökumenische Versammlung für die Vorbereitung auf Graz 1997.


Delegationsbericht von einer
Fahrt nach Diyarbakir/Türkei
Von Hilke Folkers-Bulut und Riza Bulut

Im März 1996, zur Zeit des kurdischen Newrozfestes (Neujahrsfest), schickte "medico international" wie in den vergangenen Jahren mehrere Delegationsgruppen zur Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen in die Türkei.
Da ich (Hilke) seit Jahren in der kirchlichen Sozialarbeit mit Flüchtlingen engagiert bin, im Kontakt auch mit vielen kurdischen Asylbewerbern aus der Türkei, war mir eine solche Erkundungsfahrt wichtig. Gleichzeitig bot diese Delegation eine Möglichkeit, dem Ausbildungskurs des Oekumenischen Dienstes im konziliaren Prozeß für ein "Schalomdiakonat", an dem ich 1996 teilnahm, praktische Erfahrungen hinzuzufügen. Die Teilnehmer unserer Gruppe waren politisch interessierte LehrerInnen, ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Engagierte und ein Dolmetscher.
Unsere Aufgabe war es, in Gesprächen mit verschiedenen Organisationen und bei Schulbesuchen die Situation besonders der Kinder in Diyarbakir zu erkunden. Obwohl wir trotz unserer Bemühungen keine offizielle Erlaubnis zum Besuch von Schulen erhielten, hörten wir erschütternde Berichte, auch von Schülern und Lehrern.

95 % der Bevölkerung in dieser Stadt - auch "heimliche Hauptstadt von türkisch Kurdistan" genannt - sind Kurden. Seit über zehn Jahren findet ein brutaler Krieg zwischen der türkischen Armee und der Guerillagruppe PKK statt, von dem immer mehr Zivilisten betroffen sind. Die Militärs setzen auf die "Endlösung der Kurdenfrage"! 30.000 Menschen starben bisher in diesem Krieg, über 3 Millionen Kurden mußten ihre Heimat verlassen. 3000 kurdische Dörfer wurden vom türkischen Militär bombadiert, vermint, verwüstet, Felder verbrannt, das Vieh erschossen. Durch diese gewaltsame Vertreibung der Landbevölkerung wuchs Diyarbakir von 381.000 Einwohnern im Jahr 1985 auf ca. 1,6 Millionen im Jahr 1995. _hnliche Zahlen findet man auch in den anderen Großstädten der Türkei. Inzwischen gibt es in Diyarbakir mindestens 100.000 obdachlose Menschen, in jedem Haushalt leben durchschnittlich 40 Personen.

Die kurdischen Schüler werden schon seit Jahrzehnten zwangstürkisiert. Sie und ihre Eltern dürfen weder in der Schule noch in der .ffentlichkeit, etwa bei Behörden, ihre Muttersprache sprechen. - Das Kurdische gehört zur indogermanischen Sprachfamilie und ist vom Türkischen vollkommen verschieden. -
Allein in der Provinz Diyarbakir wurden in den vergangenen Jahren 635 Schulen geschlossen. 60 bis 120 Schüler pro Klasse sind daher in vielen Schulen zur Normalität geworden. Die ärmsten Schüler können sich gar keinen Schulbesuch mehr leisten.
Vertreter der Lehrergewerkschaft zeigten uns die Fotos von 20 engagierten Lehrern, die in den letzten zwei Jahren in Diyarbakir auf offener Straße umgebracht wurden. Die Täter sind bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden und gehören vermutlich zu den sogenannten Konterguerillas, paramilitärische Gruppen, die vom Militär gedeckt und auch von der türkischen Regierung finanziell unterstützt werden.
Ein großes Problem sind auch die vielen in der Untersuchungshaft "Verschwundenen". Die "Samstagsmütter", Angehörige dieser Gefangenen, machten deren Schicksal seit Mai 1994 in Istanbul bekannt. Am Ostersamstag konnte ich bei einer dieser bewegenden Versammlungen dabei sein und mit einigen Frauen reden. Auch in Diyarbakir versammeln sich die Angehörigen jede Woche beim dortigen Menschenrechtsverein, der zahlreiche solcher schweren Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Sie berichteten uns auch vom Elend der vertriebenen Familien, von der hohen Kindersterblichkeit und schweren Krankheiten, die kaum behandelt werden können. Die Kinderkommission bemüht sich darum, für diese Kinder eine Mindestversorgung und eine Grundausbildung zu organisieren.

Vereinte Nationen besorgt
über ethnische Gewalt

Die UN-Menschenrechtsbeobachter in Ruanda sind nach eigenen Angaben äußerst besorgt über zunehmende Angriffe auf Tutsi durch Angehörige der früheren ruandischen Hutu-Armee. In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 73 Menschen aus ethnischen Gründen ermordet worden, weil sie für Tutsi gehalten wurden oder Zeugen der Massaker durch Hutu an Tutsi im April 1994 gewesen
seien, berichtete die UN-Beobachterkommission am 4. April in Genf.
Einer der schlimmsten Vorfälle hat sich den Angaben zufolge am 18. März in der östlichen Kibuye Präfektur ereignet, als 15 Männer in Uniformen der früheren ruandischen Armee eine Schule überfielen. Dabei wurden sechs Schüler in einem Klassenzimmer und ein Wächter erschossen oder durch Granaten getötet. 20 Schüler wurden verwundet.

epd-Wochenspiegel 15/1997

Schulderklärung der Kirchen in Ruanda
Protestantischer Kirchenrat:
Frauen und Männer sind "Komplizen der Schande"

Die protestantischen Kirchen in Ruanda haben erstmals ein Schuldbekenntnis wegen der Teilnahme am Völkermord vor drei Jahren abgelegt. Frauen und Männer der Kirche seien "Komplizen der Schande" gewesen, heißt es in einer Erklärung des Protestantischen Kirchenrates von Ruanda, die am 13. März vom Weltkirchenrat in Genf veröffentlicht wurde. Entweder hätten sie sich passiv verhalten oder offen Partei für die Verbrechen ergriffen, indem sie die Greueltaten an Unschuldigen rechtfertigten. Den Massakern im April 1994 an Tutsi und gemäßigten Hutu durch extremistische Hutu sind mindestens eine halbe Million Menschen zum Opfer gefallen.
Nach dem Gneozid habe sich die Kirche verhalten, als sei nichts gewesen, wird in der Erklärung beklagt. Nötig aber seien Reue, Bitte um Vergebung und Wiedergutmachung. Die Erklärung entstand auf einem Seminar des ruandischen Kirchenrates vom 3. bis 7. März in Kigali. Die Zahl der Protestanten in dem ostafrikanischen Land wird auf etwa zehn Prozent der Bevölkerung geschätzt. Ein großer Teil ist im Kirchenrat zusammengeschlossen.

"Das Gedächtnis entgiften"
In der Erklärung wird angeregt, in kirchlichen Räumen Opfern, Schuldigen und Zeugen die Gelegenheit zu bieten, die Wahrheit über die Vergangenheit herauszufinden und "das Gedächtnis zu entgiften". Jede Rassenideologie wird verurteilt, da sie die Versöhnung der Ruander behindere. Der Kirchenrat appelliert an die nationalen und internationalen Medien, die Ruander nicht länger an den "ethnischen Pranger" Hutu oder Tutsi zu stellen, da sich dieses in der Kolonialzeit gepflegte Vokabular als tödliche Waffe erwiesen habe.
GeneviÍve Jacques, die für den Weltkirchenrat an dem ökumenischen Seminar teilngenommen hatte, warnte nach ihrer Rückkehr davor, die Ruander zur "hastigen Versöhnung und schnellen Vergebung" zu drängen. Versöhnung könne nur am Ende eines langen Weges stehen, denn die Wunden seien nach drei Jahren noch zu tief.
Der Genozid sei die Folge der lange bestehenden Ideologie der ethnischen Trennung gewesen, die nicht schnell überwunden werden könne. "Millionen sind tief traumatisiert", betonte Jacques. Insbesondere Frauen und Kinder, die 70 Prozent der Bevölkerung ausmachten, seien auf Hilfe und Verständnis der internationalen Gemeinschaft angewiesen.

epd-Wochenspiegel 12/1997, 20.3.97

Was heißt hier
"Option für Gewaltfreiheit"?
Die "Pazifismusdebatte" bei Pax Christi
von Johannes Stücker-Brüning

Die Delegiertenversammlung von Pax Christi bekräftigte Mitte November ihre Position für eine zivile Friedenspolitik und gegen sogenannte humanitäre Militärinterventionen. Damit ist eine erhitzte Debatte über die Umsetzung der Option für Gewaltfreiheit innerhalb der katholischen Friedensbewegung zu einem vorläufigen Ende gekommen.
Begonnen wurde sie am 9.8.1995, als der Geschäftsführende Vorstand von Pax Christi die Stellungnahme "Wider einen kommentarlosen Pazifismus" (in der Frankfurter Rundschau am 17.8.1995 erschienen) veröffentlichte. Er antwortete darin auf die damalige Eskalation der Krise auf dem Balkan, die durch die Vertreibungen und Massenmorde in Srebrenica und Zepa ihren traurigen Höhepunkt erreicht hatte. Der Satz, der die Gemüter erregte, lautete: "Wir halten ... um der Glaubwürdigkeit unseres Friedenshandelns willen ein künftiges militärisches Eingreifen dann für gerechtfertigt, wenn - wie im Fall von Srebrenica und Zepa - Menschen in unerträglichem Maße schutzlos der Gewalt von Aggressoren ausgeliefert sind."

Vielfache Entrüstung
Viele Frauen und Männer aus der Friedensbewegung sahen in dieser Stellungnahme die bisherige pazifistische Grundposition der Ablehnung von militärischer Gewalt, die die einzelnen Bewegungen und Initiativen einte, in Frage gestellt. Im kirchlichen Bereich fühlten sich manche an die "Lehre vom gerechten Krieg" erinnert, die zur Rechtfertigung vieler unglückseliger kriegerischer Auseinandersetzungen hergehalten hatte. Pax Christi-Mitglieder schrieben als Einzelpersonen oder Basisgruppen an den Geschäftsführenden Vorstand und kritisierten massiv Inhalt und Verfahrensweise der Veröffentlichung.

Mehrheits- und Minderheitsmeinung
Die Delegiertenversammlung im November 1995 in Essen war der erste Ort, an dem die Debatte um die pazifistische Position von Pax Christi offen ausgetragen werden konnte. Der Beschlußtext von Essen stellte zwar klar, daß "die Mehrheit von Pax Christi im militärischen Eingreifen ... kein geeignetes Mittel der Friedensbewahrung und Friedenserzwingung (sieht), weil nach ihrer Meinung mit militärischer Gewaltanwendung kein gerechter Frieden zu erreichen ist". Doch im Laufe der folgenden Monate stellte sich heraus, daß die Unterscheidung von Mehrheits- und Minderheitsmeinung auf Dauer keine tragfähige Grundlage für das friedenspolitische Engagement von Pax Christi sein konnte. Auch der interne Umgang der Vertreter/innen der im Kern einander ausschließenden Positionen erwies sich untereinander als schwierig.

Differenzierte Debatte
Die Bonner Pax Christi-Gruppe klagte vor diesem Hintergrund in einem offenen Brief an das Präsidium vom 14.1.1996 die Notwendigkeit einer eindeutigen Position von Pax Christi ein. In mehreren Ausgaben der Pax Christi-Zeitschrift, besonders in der Ausgabe 1/96, entwickelte sich eine differenzierte Debatte um die Frage nach dem unterschiedlichen Verständnis der Option für Gewaltfreiheit, die von Vertreter/inne/n beider Grundpositionen in Anspruch genommen wurde.
Wichtige Schritte im Verlauf der Auseinandersetzung waren dann der Kongreß "Kriegerische Konflikte und friedenspolitisches Engagement - Pax Christi und die Option für Gewaltfreiheit" Anfang Mai In Oberwesel und das Seminar "Gewaltfreiheit" Ende Juni in Mainz. Auch dort wurde intensiv und leidenschaftlich diskutiert, doch zeichnete sich keine Annäherung in der Frage ab, welche Position Pax Christi nun in der politischen .ffentlichkeit vertreten solle.

Gegen diese Art von humanitären Militärkeinsätzen
Die Antwort darauf erfolgte durch die Delegiertenversammlung am 17.11.1996 in Hübingen. Im Vorfeld hatten fünf Anträge zur Diskussion um die Gewaltfreiheit vorgelegen, letztendlich waren es noch zwei, die in nächtlichen Sitzungen nochmals verändert und zur Beratung vorgelegt wurden. Der Text, der schließlich beschlossen wurde, erhielt nach einer weiteren Plenumsdebatte, die bis in einzelne Formulierungsfragen reichte, die Zustimmung von fast 80% der Delegierten. Unter der _berschrift "Für eine zivile Friedenspolitik ohne Militärinterventionen" kritisierte Pax Christi darin einen "neuen Militärinterventionismus" der internationalen Staatengemeinschaft, der "von Politikern zumeist unter Bezugnahme auf humanitäre Motive begründet (wird)". Die NATO wird als "Interessensdurchsetzungsinstrument für nationale Interessen" kritisiert und der UNO Handlungsfähigkeit konstatiert "in ihrer Abhängigkeit besonders von den Staaten des Sicherheitsrates".
Bei der entscheidenden Frage, ob in Extremsituationen, wie z.B. bei einem systematisch geplanten Völkermord, auch militärische Interventionen - um der Opfer willen - legitim sein können, plädiert Pax Christi dafür, die langfristigen Folgen im Blick zu halten. Es werden eine Reihe von Bedenken gegen sog. humanitären Militärinterventionen aufgeführt: Etwa die Gefahr, ungewollt den grundsätzlichen Ausbau militärischer Interventionsstreitkräfte zu unterstützen, die Tatsache, daß die Entscheidung darüber den Eigeninteressen der Nationalstaaten unterliegt, und prinzipielle Einwände gegen Militäreinsätze.
Im Ergebnis antwortet Pax Christi "nach Analyse der derzeitigen gesellschaftlichen und globalen Zusammenhänge sowie dem Abwägen der ethischen und politischen Argumente mit einem NEIN zu diesen sogenannten humanitären Militäreinsätzen". Der fehlende Umsetzungswille für einen internationalen Humanitarismus der Regierungen zeige sich zum Beispiel in der Ablehnung der Bundesrepublik, in das Projekt "Ziviler Friedensdienst" einzusteigen. Das Nein zur militärischen Option bedeutet gleichzeitig die entschiedene Verpflichtung für Pax Christi, sich verstärkt mit zivilen Mitteln und gewaltfreien Strategien für die Opfer aktueller Kriege und weltweiter Ausbeutungsprozesse einzusetzen und eine Zivilisierung der internationalen Beziehungen politisch einzufordern."

Vorläufiges Ende
Mit dem Beschluß ist Pax Christi zu einem vorläufigen Ende ihrer Pazifismusdebatte gekommen. Die Position von Pax Christi als Teil der Friedensbewegung liegt - um es kurz und kompakt zu sagen - in der eindeutigen Unterstützung aller zivilen Bemühungen vor, während und nach kriegerischen Konflikten mit dem Ziel der friedlichen Streitbeilegung. Damit ist die ebenso eindeutige Ablehnung bisheriger humanitärer Militärinterventionen verbunden. Diese Position ist vorläufig, weil sie Folge einer aktuellen Analyse ist und im Rahmen einer grundlegend veränderten Welt(wirtschafts)ordnung neu formuliert werden sollte.

Zivi Zeit, Zeitschrift der kath. Zivildienstseelsorge, 1/1997

"Wir sind gesandt,
vom Wort Gottes zu zeugen"
Vor 470 Jahren hingerichtet:
Michael Sattler
Gedenkveranstaltungen: Pfingstmontag 97

Am Pfingstmontag, 19.5.97, wird in Rottenburg/Neckar ein Gedenkstein an den Täufer Michael Sattler enthüllt. Sattler war dort am 20.5.1527 am Galgenbuckel als Ketzer verbrannt worden. Seine Frau und andere Glieder seiner Gemeinde wurden ertränkt oder ebenfalls verbrannt. Michael Sattler war ein führender Mann der frühen süddeutsch-schweizerischen Täuferbewegung. Aus seiner Feder stammt das heute noch wichtige Beschlußdokument einer Täuferversammlung vom 24.2.1527: das Schleitheimer Bekenntnis.

Die Gedenktafel weist darauf hin, daß Sattler und seine Geschwister eintraten für die Glaubenstaufe, die Unabhängigkeit der Gemeinde und die Friedensbotschaft der Bergpredigt. Sie gibt auch Michael Sattlers letzte Worte bei der Urteilsverkündung wieder: "Ich bin nicht gesandt, über das Wort Gottes zu rechten. Wir sind gesandt, davon zu zeugen. Deshalb werden wir uns unter kein anderes Recht begeben...So wir uns aber dem Gericht nicht entziehen können, sind wir bereit, um des Wortes Gottes willen zu leiden, was uns zu leiden auferlegt ist."

Der Anstoß für den Gedenkstein kam von evangelischen Christen, hier sind der verstorbene Pfarrer Heiner Weitbrecht und Pfarrer i.R. Dankwart-Paul Zeller zu nennen. Die Initiative "Gedenken an Michael Sattler" wird getragen von der Ev. Kirchengemeinde Rottenburg, der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG), dem Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee (DMFK), dem Mennonitischen Geschichtsverein, der Mennonitengemeinde Reutlingen und dem Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM).


UNTERWEGS NACH GRAZ

Programm wurde veröffentlicht

Die Konferenz Europäischer Kirchen hat jetzt ein 40seitiges Programmheft für die Zweite Europäische Versammlung vom 23. bis 29. Juni in Graz herausgegeben. Die Veranstaltung, die zusammen mit dem katholischen Rat der Europäischen Bischofskonferenzen organisiert wird, beginnt mit einem Freiluft-Gottesdienst auf dem Freiheitsplatz der österreichischen Stadt. Die Predigt hält die evangelische Theologin Elisabeth Parmentier aus Straßburg. Ein Willkommensfest auf mehreren großen Plätzen schließt sich an.
Die 700 Delegierten und die bis zu 10.000 erwarteten Teilnehmer aus den christlichen Kirchen Europas werden in Arbeitsgruppen und Plenarsitzungen das Motto "Versöhnung - Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens" in sechs Themenbereichen beraten. Hauptredner sind der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. und der Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche, Karekin I. Eingeladen als Referent ist auch der Vorsitzende der südafrikanischen Wahrheitskommisssion, Desmond Tutu, früher anglikanischer Erzbischof in Kapstadt. Die Verabschiedung mehrerer Schlußdokumente ist geplant. Zum Abschluß wird ein festlicher Gottesdienst im Stadtpark stattfinden.

epd-Wochenspiegel 15/1997

Memorandum von Church and Peace
für Gespräche bei der 2. Europäischen .kumenischen Versammlung in Graz,
Juni 1997, vor allem im Peace House

(Ergebnis von Arbeitsgruppe 4 der Europäischen friedenskirchlichen Konsultation in Wetzlar,
14.-16. März 1997)

Als Mitglieder von Historischen Friedenskirchen sowie friedenskirchlich orientierten Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppen, wie sie sich im europäischen Netz von Church and Peace zusammengeschlossen haben, haben wir uns schon bei der 1. Europäischen .kumenischen Versammlung in Basel 1989 mit der Erklärung zu Wort gemeldet: "Gott, wie er sich uns in Jesus Christus geoffenbart hat, ist ein Gott der Gewaltfreiheit. ... Alle Christinnen und Christen sind dazu berufen, Jetzt und hier als versöhnende und heilende Gemeinde zu leben." Wir haben auf die Vollmacht und Kühnheit aufmerksam gemacht, mit der Jesus die ihm Nachfolgenden durch seinen Geist leitet und in den jeweils aufkommenden Konflikten zu Begegnung und Dialog mit den Verfeindeten ermutigt. Gegen alle Resignation haben wir uns damals selbst verpflichtet, in konkreten Zusammenhängen Verantwortung für ein Friedenstiften in Liebe wahrzunehmen. Diese Selbstverpflichtung haben wir bei unserer 2. Europäischen friedenskirchlichen Konsultation in Wetzlar am 14.-16. März 1997 erneuert.

Angesichts der zunehmenden Konflikte in Europa und der übrigen Welt ist nun der Dienst der Versöhnung zum Thema der 2. Europäischen .kumenischen Versammlung geworden. Sie geht davon aus, daß unser aller Glaube vom gewaltfreien, versöhnenden Friedenstiften Gottes in Jesus Christus lebt. Auf dieser Grundlage laden wir die in Graz Versammelten dazu ein, sich mit einer Selbstverpflichtung an jenem Auftrag zu beteiligen. Sie soll die verbindliche Zusage einschließen, daß sich die Verantwortung für die Versöhnung, die Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung in konkreten Initiativen verwirklicht. Allen soll klarwerden:

- Wir machen uns schuldig, wenn wir bei Konflikten untätige Zuschauer bleiben!

- Es gibt Wege gewaltfreier Vertrauensbildung und Konfliktbearbeitung, die stärker sind als alle militärischen und terroristischen Waffen!

Angesichts der wachsenden Bereitschaft zu Krieg und Gewaltanwendung rufen wir alle Kirchen und Gemeinden, alle christlichen Gruppen und ihre Mitlglieder zu Umkehr und Selbstverpflichtung in folgenden konkreten Punkten:

1. Wo immer Konflikte auf allen zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Ebenen sich anbahnen, schon bestehen oder von früher her fortwirken, aktiv Frieden zu stiften und durch eigene Opfer dazu beizutragen, daß ausgebildete Friedensfachkräfte (z.B. Mediatoren) zum Einsatz kommen können.

Jesus: "Selig zu preisen die Friedensstifter: Sie werden Söhne und Töchter Gottes heißen" (Matth. 5,9).

2. Die Kriegsdienstverweigerung nicht mehr nur dem Gewissen der Einzelnen zu überlassen, sondern als Glaubenskonsequenz für alle Christen und Kirchen zu bekennen und zu begleiten, auch wenn dies Anfeindungen und Nachteile zur Folge hat. (Dies gilt analog auch für die Verweigerung anderer Forderungen, z.B. an Militärsteuern.)

Für Gottes Feindesliebe wurde Jesus gekreuzigt (Joh.11,47-53), wurden Christen im römischen Heer hingerichtet.

3. Gegen alle Aufforderungen zu Gewaltanwendung und unmenschlichem Verhalten Widerstand zu leisten und eine Gewissensbildung von Kind auf zu solchem Widerstand zu gewährleisten. Nur eine Erziehung zur Nächstenliebe, die auch zum Nein fähig ist, kann dem _berhandnehmen der Unmenschlichkeit noch Einhalt gebieten.

"Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg.5,29).

4. Entsprechende Einzelinitiativen öffentlich zu unterstützen, z.B. die Nichtbeteiligung der Christen an Waffenbesitz, an aller Rüstungsproduktion, an einer Wirtschafts-, Geld- und Zinspolitik, die die Mehrheit der Menschheit von wenigen reichen Zentren abhängig macht.

Wir machen auf zwei Erfahrungen beim versöhnenden Friedenstiften aufmerksam:

- Gewalttat und Kriegsbereitschaft ist oft in tiefen, lange zurückliegenden Verwundungen begründet. Ohne Heilung dieser Verwundungen bei allen am Konflikt und an der Versöhnung Beteiligten, ohne tiefgehende Befreiung aus der Angst voreinander gibt es keine dauerhafte Versöhnung.

- Ohne Einsicht aller am Konflikt und an der Versöhnung Beteiligten, daß ihr bisheriges Verhalten Teil des Konfliktes ist, ohne ein ernsthaftes Bekenntnis der geschichtlichen und persönlichen Schuld voreinander kann kein neues Vertrauen zueinander wachsen.


EX-JUGOSLAWIEN

KEK/.RK-Delegation bei den Feierlichkeiten zum Tag des Hl. Sava

Im Januar besuchte eine KEK/.RK-Delegation die Föderative Republik Jugoslawien und nahm an den Feierlichkeiten zum Anlaß des großen orthodoxen Festes des Heiligen Sava, des Nationalheiligen der Serben, teil. An diesem Tag (27. Januar) zogen mehrere hunderttausend Menschen, an ihrer Spitze Patriarch Pavle, als Prozession im Widerstand gegen die Regierenden durch das Zentrum Belgrads.

Die Delegation, Alexander Belopopsky für den .RK und John Taylor für die KEK, trafen nicht nur Patriarch Pavle und andere Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche, sondern auch kirchenleitende Persönlichkeiten der lutherischen, methodistischen und reformierten Minderheitskirchen, den Erzbischof der römisch-katholischen Kirche und den Mufti von Belgrad. Es wurden auch Gespräche mit Vertretern und Vertreterinnen der Serbien tätigen kirchlichen humanitären und diakonischen Dienste geführt.
Die Delegation wurde von Patriarch Pavle in Belgrad empfangen. Während der Krisenzeit haben der Patriarch und die Bischofsversammlung mehrfach öffentlich die Maßnahmen der serbischen Behörden verurteilt. Patriarch Pavle bestand darauf, daß Wahrheit, Gerechtigkeit und die Würde des Volkes gewahrt und die Prüfungsergebnisse der OSZE vollauf respektiert werden müßten.
Die Kirchen der protestantischen Minderheiten brachten ihren Dank und ihre _bereinstimmung mit diesen Stellungnahmen der serbisch-orthodoxen Kirche zum
Ausdruck. Diesen Kirchen ist an einer Lösung des Konflikts gelegen, die über den parteipolitischen Bereich hinausgeht. Sie waren sich darin einig, daß die sozio-politische Krise moralische und spirituelle Auswirkungen hat, für die auf dem Wege des Dialogs eine politische Lösung gesucht werden muß.
Der Bürgerkrieg und die damit einhergehenden internationalen Sanktionen in Bosnien und Herzegowina haben für alle zu schwerwiegendem Mangel und Leiden geführt. Zusammen mit der serbisch-orthodoxen Kirche und internationalen kirchlichen Hilfswerken engagieren sich diese Minderheitskirchen weiterhin aktiv in
der humanitären und diakonischen Arbeit unter den verletzlichsten Menschen in der Bevölkerung und insbesondere unter den schätzungsweise 500.000 Flüchtlingen, die als Folge des Konfliktes heute auf dem Gebiet der Föderativen
Republik Jugoslawien leben.
Die Folgen des Bürgerkrieges und die daraus entstehende menschliche und ökologische Zerstörung haben in der serbischen Gesellschaft zu einem tiefen Gefühl der Ungerechtigkeit und der Frustration geführt. Wie die Demonstrationen der Studentenschaft es am deutlichsten zeigen, besteht eine tiefe Sehnsucht nach einer neuen Zukunft und einer erneuerten Gesellschaft, und einem Ende der politischen Illusion und der internationalen Isolierung, die bei vielen Bürgern und Bürgerinnen auf Unmut gestoßen ist. In diesem Kontext wenden sich viele Menschen den Kirchen zu und suchen dort eine moralische Führung, die eine
friedvolle und gerechte Lösung der Krise ermöglichen wird.

Monitor Nr. 18, März97

AUSBILDUNG FRIEDENSARBEIT

"Berliner Erklärung"
Für Einrichtung eines
zivilen Friedensdienstes

Repräsentanten aus Kirchen, Friedensorganisationen und Verbänden haben die Bundesregierung zur Einrichtung eines staatlich geförderten zivilen Friedensdienstes aufgefordert. Der gesetzlich abgesicherte Fachdienst solle dazu beitragen, Gewalt zu verhindern oder zu beenden, heißt es in der "Berliner Erklärung", die am Wochenende in der Bundeshauptstadt verabschiedet wurde. Nach gewaltsamen Konflikten sollten Prozesse der Versöhnung in Gang gesetzt werden.
Die bislang genutzten zivilen Instrumente zur Bearbeitung inner- und zwischenstaatlicher Konflikte reichen nach Auffassung der Unterzeichner nicht aus. Auch fehlten Kenntnisse über Strategien, "gewaltmindernd, versöhnend und unterstützend in Konflikten zu handeln". Initiiert wurde die Erklärung vom Mindener "Forum Ziviler Friedensdienst".
Angesichts der großen Summen, die zur Beendigung von Kriegen ausgegeben würden, stelle sich die Frage, ob eine qualifizierte und staatlich finanzierte Ausbildung im Friedensdienst "zuviel verlangt ist", betonte der frühere EU-Administrator in Mostar, Hans Koschnick. Zugleich erinnerte er die Kirchen an ihre Verantwortung bei der zivilen Friedenssicherung. Hier werde viel zu vorsichtig vorgegangen, sagte er. Ein erstes Ausbildungsprojekt für 20 Teilnehmer soll im April beginnen.

epd-Wochenspiegel 9/97, 27.2.97

Ergänzung zur Bundeswehr
Erster Ausbildungskurs für zivilen Friedensdienst

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) hat in Bonn den ersten Ausbildungskursus von Fachkräften zur zivilen Konfliktbearbeitung eröffnet, den das Land mit 400000 Mark fördert.

Die 16 Teilnehmer sollen nach viermonatigem Training im ehemaligen Jugoslawien tätig werden und dort zur Versöhnung zwischen verfeindeten Gruppen sowie zum Aufbau ziviler Strukturen beitragen. Vor Journalisten sagte Rau, Investitionen in solche Maßnahmen zur Konfliktbeilegung lohnten sich. Zivile Friedensdienste seien eine wichtige Ergänzung zum Einsatz der Bundeswehr im ehemaligen Jugoslawien.

Huber: "Inoffizielle Diplomatie"
Wolfgang Huber, evangelischer Bischof von Berlin-Brandenburg, regte an, die "inoffizielle Diplomatie von Bürgern" als Friedensbeitrag zu entdecken. Von den Kirchen muß nach seinen Worten der Vorrang der gewaltfreien Methoden zur Friedenssicherung vor dem Einsatz militärischer Mittel betont werden. Dies bedeute keineswegs eine Abwertung der Aufgaben der Bundeswehr zur Friedenssicherung, stellte Huber klar.

Auch der katholische Bischof Josef Spital (Trier) unterstrich, daß der zivile Friedensdienst als Ergänzung der militärischen Friedenssicherung ein plausibles Konzept sei. Huber und Spital hatten sich seit längerem für die Bildung eines zivilen Friedensdienstes im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt.
Getragen wird das Modellprojekt von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, dem Bund für Soziale Verteidigung und dem Forum Ziviler Friedensdienst. Zur Ausbildung gehören neben einem Sprachkurs die Vermittlung von Techniken zur Konfliktbearbeitung sowie Landeskunde.
Eingesetzt werden die Fachkräfte beim interreligiösen Dialog, in der Jugendarbeit sowie bei der Betreuung zurückkehrender Flüchtlinge. Projektträger sind kirchliche Friedensgruppen wie Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, Pax Christi, "Ohne Rüstung leben" , Eirene und der Internationale Versöhnungsbund.

DER WEG, 27.4.97, 52. Jg. Nr. 18, S. 1

Rußlands Generäle stehen unter Zugzwang
Bürgerrechtler fordern Zivildienstgesetz nach deutschem Vorbild
von Lothar Deeg

Ende April trat der Kommandeur des "Leningrader Wehrbezirks" vor die Presse und schlug ein "Experiment" vor: In den Militärkrankenhäusern von St. Petersburg gibt es 157 unbesetzte Stellen für Sanitäter, Reinigungskräfte und Krankenbetreuer. Diese Posten könnten - wenn das Verteidigungsministerium zustimmt - sofort mit Wehrdienstverweigerern besetzt werden, erklärte Generalleutnant Valentin Bobryschew. Der Alternativdienst solle drei Jahre dauern - ein Jahr länger als der Militärdienst - und gestalter werden, "wie das in zivilisierten Ländern üblich ist".
Der St. Petrersburger General bezog damit eine gemäßigte Stellung in einer gegenwärtig in Rußland heiß, aber bislang fruchtlos geführten Diskussion: Wie soll der Staat Wehrdienstverweigerer behandeln? Eine Entscheidung ist längst überfällig. Die 1993 in Kraft getretene Verfassung räumt militärpflichtigen Männern zwischen 18 und 27 Jahren das Recht ein, aus _berzeugung oder Glaubensgründen anstelle des Militärdienstes einen "alternativen Zivildienst" auszuüben. Allerdings gibt es bis heute kein Gesetz, das regelt, wie dieser Ersatzdienst organisiert ist. Das Militär steckte Waffenverweigerer bisher in berüchtigte Baubataillone oder zu den Eisenbahntruppen.
Pazifisten, die sich auf ihr Recht auf einen "zivilen" Dienst berufen, brauchten bisher Mut und langen Atem. Der Weg vor Gericht führte - je nach Richter - manchmal ins Gefängnis, manchmal zum Erfolg. Der 18jährige, streng gläubige Grigori Blaschko hatte Glück: Er bekam im vergangenen Herbst von einem St. Petersburger Gericht Aufschub bis zur Verabschiedung eines Zivildienstgesetzes zugebilligt.
Dieses und andere Präzedenzurteile haben die Militärs in Zugzwang gebracht. Der in seiner praktischen Umsetzung noch ungeklärte Verfassungsartikel zum Zivildienst stellt in ihren Augen eine weitere Möglichkeit dar, sich vor dem Militär zu "drücken". Denn trotz extremer Finanznöte legt die russische Armee großen Wert darauf, ihre Reihen zu füllen. Nachdem sich bislang nur Bürgerrechtler und die Demokraten der Partei "Jabloko" für ein - dem deutschen Muster ähnliches - Zivildienstgesetz starkgemacht hatten, nahm sich nun die starke Militär-Lobby im Parlament der Frage an. Dem Jabloko-Vorschlag, der unter anderem die freie Wahl des Einsatzortes vorsieht, steht im Verteidigungsausschuß der Staatsduma ein Entwurf des Ausschußvorsitzenden General Lew Rochlin gegenüber. Er möchte einen doppelt so langen "Alternativdienst", außerdem soll die Armee über den Einsatzort der Verweigerer entscheiden dürfen. Sollte das Gesetz in dieser Form verabschiedet werden, könnten sich die meisten Pazifisten - sei es mit Schaufeln und Verbandsköfferchen bewaffnet - für vier Jahre in militärischen Hilfseinheiten wiederfinden.
"Dieses Gesetzesprojekt ist diskriminierend", kritisiert Jelena Wilenskaja, eine der drei Vorsitzenden der "St. Petersburger Soldatenmütter". Ihre Organisation hält die Verweigerung derzeit für keinen geeigneten Schutz vor den Unmenschlichkeiten des russischen Militärdienstes. "Wer vor Gericht jetzt Aufschub bekommt, sitzt noch immer in der Mausefalle", befürchtet sie. Auch der Vorschlag des örtlichen Kommandeurs weckt bei den Soldatenmüttern keine Euphorie.

epd-Wochenspiegel 20/1997

AUS DEM NETZ

40 Jahre Friedensdienst "Eirene"
"Idee hat nichts von ihrer Aktualität und Dringlichkeit eingebüßt"

Der Generalsekretär des .kumenischen Rates der Kirchen, Konrad Raiser, hat den internationalen christlichen Friedensdienst "Eirene" gewürdigt. Die Idee eines aktiven Dienstes für Frieden und Entwicklung habe nichts von ihrer Aktualität und Dringlichkeit eingebüßt, sagte er auf einer Feier zum 40jährigen Bestehen des Dienstes am 18. Februar in Genf. Immer mehr Kirchen sähen in der Entwicklungsverantwortung eine konkrete Form der Friedensarbeit. Raiser forderte die Christen auf, angesichts der zahlreichen Kriege und gewaltsamen Konflikte auf der Welt mehr nichtmilitärische, "kreative" Formen der Konfliktbewältigung zu schaffen. Eirene mit Sitz in Neuwied am Rhein ist seit 1957 als internationaler Friedens- und Entwicklungsdienst tätig. In dieser Zeit arbeiteten rund 1.000 Freiwillige in mehr als 200 Entwicklungs- und Sozialprojekten der Organisation.

"Geist christlicher Liebe"
Den entscheidenden Anstoß zur Gründung hatte der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrats, Willem A. Visser't Hooft, nach der Rückkehr von einer Reise nach Algerien gegeben. Am 18. Februar 1957 machte er einer in Genf tagenden Konferenz von Mennoniten, Quäkern und dem Internationalen Versöhnungsbund den Vorschlag, angesichts des Kriegselends in Nordafrika einen Friedensdienst "im Geist christlicher Liebe, ohne politische und militärische Motive" aufzubauen.
Noch im gleichen Jahr wurde Eirene gegründet. Die ersten Freiwilligen waren zunächst in Marokko in der Flüchtlingsarbeit für Algerier tätig. Später wurde die Friedens- und Entwicklungsarbeit auf weitere Länder Afrikas, in den 80er Jahren auch auf Lateinamerika und Projekte in Industrieländern ausgedehnt. In mehr als 30 Ländern war Eirene bisher tätig.

epd-Wochenspiegel 9/1997, 27.02.97

Schalom-Diakonat
von Leni Schüttel

Der Arbeitskreis Gemeinde und Weltverantwortung hat sich in seiner letzten Sitzung im November 1996 erneut mit dem Thema Friedensdienste beschäftigt. In einem Schreiben an die Bundesleitung heißt es:

Die Konflikte auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene haben zugenommen, gerade auch in Europa. Daher wird die Notwendigkeit immer größer, Friedensdienste zu schaffen, die in den anhaltenden Spannungen zwischen Völkern, ethnischen und religiösen Gruppen nicht-militärische Hilfe anbieten, wie beispielsweise in den Bereichen des ehemaligen Jugoslawiens und der GUS. Wir sehen einige aktuelle Ansatzpunkte:

- Christen aus verschiedenen Kirchen bauen ein "Schalomdiakonat" auf, in dem zur Friedensarbeit bereite Menschen durch einen Grundkurs und Aufbaukurse für ihren Friedensdienst vorbereitet werden.

- Der Arbeitskreis Gemeinde und Weltverantwortung wird Kontakte zu den mennonitischen Friedensdiensten aufnehmen, die in dieser Frage mehr Erfahrungen haben als wir, und die Möglichkeit einer Zusammenarbeit prüfen. Außerdem wollen wir den Kontakt zur EBF intensivieren, um die Möglichkeiten baptistischer Friedensarbeit in Europa zu fördern.

- Es gibt einige Ansätze in unserem Bund wie die Seminargebote "Schöpferischer Umgang mit Konflikten" der Bildungsarbeit und die Einführungen in "Mediation", die von der Initiative Schalom angeboten werden.

Soweit der Auszug aus dem o.g. Schreiben.

Am 5. Februar 1997 haben wir uns zu viert auf den Weg zum Mennonitischen Friedenskomitee nach Bammental gemacht. Federführend für das Gespräch war Joachim Gnep, mit dabei waren Gudrun Tappe-Freitag, Karin Saß und Leni Schüttel. Von mennonitischer Seite waren es Wolfgang Krauß und Hans Jakob Galle sowie Duschka aus der Baptistengemeinde Osijek (Kroatien), die z.Zt. Mitarbeiterin in B
Bammental ist.
Schwerpunkt dieses Treffens war, daß wir miteinander austauschten, welche Erfahrungen wir in unseren Bünden und Gemeinden mit Friedensdiensten bereits gemacht haben. Da die Mennoniten auf zehnjährige Friedensdienste zurückblicken können, war es uns wichtig, ihnen zunächst zuzuhören. Wolfgang Krauß, der Leiter des Mennonitischen Friedenskomitees gab uns einen _berblick über ihre Geschichte der Christlichen Dienste.
(...) Gemeinsam mit mennonitischen Hilfswerken begannen dann 1992 die Bosnien-Einsätze. Zunächst waren es 3-Wochen-Einsätze, die heute auch längerfristig sind. Mit diesem Friedensdienst soll sowohl materiell als auch sozial und spirituell geholfen werden. Den Menschen, die durch die Kriegserlebnisse traumatisiert und fast gelähmt sind, wird beim Wiederaufbau geholfen. Die Frage nach dem missionarischen Engagement stellt sich immer wieder. Es gab bereits zwei Taufen, und in diesem Frühjahr wird erneut eine Taufe stattfinden. Das ist allerdings nicht ganz unproblematisch, da es vor Ort keine Gemeinden gibt. Hier wird die freikirchliche Zusammenarbeit besonders mit den Baptisten gesucht und gefördert.
(...) Die Frage stellt sich, ob wir Gemeinsamkeiten entwickeln können, die einen freikirchlichen Dienst möglich machen. Das Schalomdiakonat wäre solch eine Möglichkeit. Es könnten gemeinsame Grundkurse stattfinden, die sowohl für kurzfristige Einsätze als auch für ein Lebenskonzept in Einsatzorten an Bennpunkten eine Basis geben.

Lnitiative Schalom Rundbrief März 97

Leni Schüttel, die bis vor kurzem Leiterin der Initiative Schalom war, wünscht sich, daß in unseren Gemeinden solche Friedensdienste selbstverständlicher werden.

AUS DER GESCH_FTSSTELLE


Christian Hohmann als Pastor im Sonderdienst fürs Friedensnetz
Church and Peace eingeführt
von Heidi Janina Stiewink

Als Pastor im Sonderdienst des Kirchenkreises Braunfels in der Funktion als Generalsekretär und Geschäftsführer von Church and Peace (Internationales Netz von Friedensorganisationen und -kirchen, Sitz Laufdorf) führte Superintendent Dieter Abel (Assistenz Marie-No'lle von der Recke, Superintendent i.R. Kurt Bergerhof, Moers) in der Laufdorfer Kirche Christian Hohmann ein. Diese Amtsverbindung ist einmalig in der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Superintendent Abel appelierte in seiner Ansprache über Psalm 31, Vers 9 und Lukas1, Vers 79 an den jungen Pastor mit ökumenischer Erfahrung: "Probieren Sie Ungewohntes aus, und tragen Sie dem Ziel von Church and Peace Rechnung, Menschen, Völker und Rassen als Friedensbringer zu dienen und richten Sie auf weitem Raum ihre Füße auf den Weg des Friedens".

Die aus Protestanten, Katholiken, Mennoniten und Quäkern zusammengesetzte ökumenische Gottesdienstgemeinde hörte Hohmanns Predigt über den Bibeltext aus Johannes 15, Verse 1 bis 8: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben..., ohne mich könnt ihr nichts tun". "Jesus erinnert uns mit dieser schlichten Wahrheit daran, daß wir täglich in Kirche und Gesellschaft vor Herausforderungen und Entscheidungen gestellt werden, die wir mit Hilfe des Gebets konkret auch in gewaltfreier Lösung von Konflikten als unerschrockene Zeugen zu beantworten haben. Nicht Moralisten und Weltverbesserer sind gefragt, sondern Menschen, die andere trotz allen Scheiterns in der Liebe Jesu annehmen, führte Hohmann aus.

Gordon Matthews, der Amtsvorgänger Hohmanns bei Church and Peace, betonte in seiner Abschiedspredigt in der Auslegung vom 28. Kapitel im 5. Buch Mose, daß "nur tiefe Spiritualität und gelebter Glauben aus dem Chaos dieser Welt heraushelfen können".

Mit kraftvollen Klängen des Posaunenchores der Domkirchengemeinde (Leitung Joachim Eichhorn) hatte der Festgottesdienst begonnen, die Organistin Eva Düring (Nauborn) und der Singkreis des Laurentiuskonvents übernahmen die weitere musikalische Gestaltung, während die liturgische Gestaltung von Pastorin Hildegard Ternit�, Pfarrer Fritz Angne (Albshausen) und Marie-No'lle von der Recke (Vorsitzende Church and Peace) übernommen wurde.

Wie stark verbunden Christian Hohmann sowohl beim Friedensnetz auf internationaler Ebene als auch vor Ort im Kirchenkreis Braunfels seinen Dienst versehen wird, ließen die zahlreichen Grußworte in der Nachfeier (Moderation Birgit Dobrinski) im Gemeindehaus ahnen. Der Pastor leitet den Ausschuß .kumene und Weltmission. Pfarrer Klaus Renfordt (Braunfels) überbrachte Grüße vom Pfarrkonvent, der Kreissynode, vom Arbeitskreis "Frieden" und dem Botswana-Ausschuß. Pfarrer Michael Stollwerk (Domkirchengemeinde Wetzlar) hoffte auf Impulse für die Wetzlarer Friedensarbeit, Pastor Andreas Ternit� (Laufdorf) auf die in der Laufdorfer Gemeinde. Vom Vorstand von Church and Peace verabschiedete Paul Genter und Mennonit Hans Jakob Galle auf liebevolle Weise - wie zuvor auch Superintendent Abel - den scheidenden Gordon Matthews und gaben ihrer Freude über die Wahl Hohmanns Ausdruck. In Albshausen und Steindorf wird Hohmann Predigtdienstes versehen; darüber freute sich Ortspfarrer Fritz Angne.

Welch hohen Stellenwert die Friedensarbeit in den Kirchen haben muß, war dem Appell des ehemaligen "Friedenspfarrers" im Kirchenkreis Braunfels, Pastor Wilfried Warneck, abzuhören: "Wir haben neue Impulse zu setzen, um uns von der todessüchtigen zur friedensliebenden Gesellschaft zu verändern."

Wetzlarer Neue Zeitung, 22.4.97


Predigtansprache, Laufdorf, den 20.4.97
Gordon Matthews

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

"Wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang." So steht es im 5. Buch Mose, Kapitel 28.
Heute bitten wir um Gottes Segen für den "Eingang" von Christian Hohmann bei Church and Peace und für meinen "Ausgang". Eben heute spricht mich dieses Bibelwort an: "Wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang."

Ich bemühe mich, der Stimme Gottes zu gehorchen. Dies tun wir alle, die hier versammelt sind. Ich gehe jedenfalls davon aus. Wir bemühen uns, der Stimme Gottes zu gehorchen. Ich kann nicht behaupten, daß es mir immer gelingt. Wer kann das behaupten? Aber mein Scheitern liegt nicht daran, daß ich bewußt im Gegensatz zur Stimme Gottes etwas tue. Es liegt viel eher daran, daß ich Gottes Stimme nicht mal gehört habe. Um der Stimme Gottes zu gehorchen, muß ich zuerst auf Gottes Stimme horchen.

Zu diesem Thema, "Horchen auf Gottes Stimme", möchte ich drei kurze Geschichten erzählen. Ich will nicht viel dazu sagen, sondern die Geschichten einfach stehen lassen. Sie sprechen für sich selbst. Die erste Geschichte ist aus dem Alten Testament und sicherlich wohlbekannt:

Elia ist auf dem Berg Horeb. "Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben.
Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen." Elia hört die Stimme Gottes und bekommt von Gott einen Auftrag.

Die zweite Geschichte ist aus der Zeit der Anfänge der Quäker-Bewegung. George Fox, der Gründer der Quäker, schrieb in seinem Tagebuch: "Wie ich alle Priester aufgegeben hatte, so ließ ich auch die Separatistenprediger und die, die als die Erfahrensten angesehen wurden. Denn ich sah, daß keiner unter ihnen allen war, der zu meinem Zustand sprechen konnte. Als alle meine Hoffnung auf sie und auf alle Menschen dahin war, so daß ich nichts hatte, was mir von außen her half, und ich nicht wußte, was ich tun sollte, - da, oh, da hörte ich eine Stimme: "Einen gibt es, der zu dir in deinem Zustand sprechen kann, Jesus Christus." Und als ich das hörte, hüpfte mein Herz vor Freude.

Die dritte Geschichte habe ich vor kurzem im Hessischen Rundfunk gehört. Ein nordamerikanischer Indianer besucht einen weißen Mann in der Stadt. Auf der Straße ist viel Verkehr und es ist sehr laut. Aber plötzlich bleibt der Indianer stehen. "Was ist denn?" fragt sein weißer Freund. "Hörst Du nicht die Grille?" fragt er zurück. "Huh! Das kann nicht sein! Hier mitten in der Stadt findest Du keine Grille. Und wenn es hier eine gäbe, würdest Du sie sowieso nicht hören können wegen des Lärms von der Straße." Der Indianer horchte... und ging zur Eingangstür eines Hauses. Neben der Tür wuchs eine kletternde Pflanze. Er schob ein paar Blätter zur Seite und dort war tatsächlich eine Grille." Der Weißer staunte und sagte: "Wie hast Du denn das gehört? Ich habe nichts gehört! Indianer haben offensichtlich bessere Ohren als wir Weißen." "Nein, das glaube ich nicht!" sagte der Indianer. "Ihr könnt genauso gut hören wie wir. Ihr horcht nur auf andere Geräusche. Schau mal." Er nahm eine Münze aus seiner Tasche und ließ sie auf den Bürgersteig fallen. Als die Münze auf dem Boden klimperte, sahen die Passanten sich um nach dem Geräusch. "Siehst Du?! Dieses Geräusch war nicht lauter als die Grille. Aber alle haben es gehört. Es ist nur eine Frage, was man - oder frau - für wichtig hält, worauf man - oder frau - eingestellt ist."

Worauf sind wir eingestellt? Sind wir auf die Stimme Gottes, auf dieses leise, sanfte Sausen eingestellt? Hat Gott überhaupt eine Chance, von uns gehört zu werden? Gott hört uns. Daran zweifle ich nicht. Die wichtige Frage ist, ob wir Gott hören, ob wir auf seine Stimme horchen.

Der Trappist Thomas Merton hat jahrelang der Stimme Gottes gelauscht. Er hat dabei einiges gelernt und uns in seinen Schriften weitergegeben. Er schreibt:

"Christus unser Herr ist nicht gekommen, der Welt Frieden zu bringen als eine Art spirituelles Beruhigungsmittel. Vielmehr betraute er seine Jünger mit einer Berufung und einer Aufgabe: in einer Welt der Gewalt dafür zu kämpfen, seinen Frieden nicht nur in ihren eigenen Herzen zu errichten, sondern in der Gesellschaft selbst."

Thomas Merton hätte sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir selbst das letzte Wort gebe. Ich zitiere aus einem Artikel, den ich für eine Quäkerzeitschrift schrieb:

"Wir brauchen beides: eine tiefere Spiritualität und mehr gelebtes Zeugnis. Wenn unsere Spiritualität die Tiefe eines authentischen Gebets erreichen kann, dann wird unser Leben zum authentischen Zeugnis für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, ein Zeugnis, daß der Bezugsrahmen für unser Gebet wird. Aus der Tiefe authentischen Betens wächst ein Verlangen nach Frieden und eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Und als Antwort auf Gewalt und Ungerechtigkeit werden wir noch inständiger beten, weil nur Gott uns den Weg zeigen kann, der uns aus dem Chaos dieser Welt herausführt. Und nur Gott gibt uns die Kraft, diesem Weg zu folgen."

"Wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang." Amen.


Konrad Lübbert im Ruhestand


Konrad Lübbert (65), langjähriger Präsident des Internationalen Versöhnungsbundes, ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mai 1996 ist der evangelische Theologe Vorsitzender des deutschen Zweiges dieser pazifistischen Organisation mit Sitz in Uetersen.

epd-Wochenspiegel 17/1997

Neuer Generalsekretär für die KEK

In einer außerordentlichen Tagung des Zentralausschusses der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) wurde am Samstag, dem 11. Januar 1997, Pfarrer Keith Winston Clements zum neuen Generalsekretär der in Genf ansässigen regionalen ökumenischen Ornganisation gewählt. Herr Clements wird sein Amt am 1. September 1997 antreten.
Mit dieser Wahl endet eine zwölfmonatige Suche nach einem Nachfolger für Jean Fischer, der auf dem Zentralausschuß in Assisi 1995 seine Entscheidung bekanntgab, sich aus seiner Verantwortung für die KEK, deren Generalsekretär er seit 1987 ist, Ende September 1997 zurückzuziehen. Der Zentralausschuß dankte dem Nominierungsausschuß für die verantwortungsbewußte und gründliche Arbeit, die dieser beim Auswahlverfahren geleistet hat.
Herr Clements (53) ist derzeit Koordinierungssekretär für Internationale Angelegenheiten des Kirchenrates für Großbritannien und Irland (CCBI). Er ist ordinierter Pfarrer der Baptistenunion von Großbritannien.
Bevor die 35 Mitglieder des Zentralausschusses, die am 11. und 12. Januar 1997 im .kumenischen Zentrum in Genf tagten, diese Entscheidung trafen, konnten sie Herrn Clements kennenlernen und mit ihm Ansichten und Belange über die zukünftige Arbeit der KEK austauschen.
Herr Clements ist seit einigen Jahren eng mit der Versöhnungsarbeit verbunden, die die KEK im ehemaligen Jugoslawien durchführt. In dieser Zeit hat er dem Balkan eine Reihe von Besuchen abgestattet, um die Möglichkeiten für die friedensstiftende Rolle der Kirchen in dem Gebiet zu erforschen. Außerdem war er am Menschenrechtsprogramm der Kirchen beteiligt, durch das die KEK zusammen mit den Nationalen Kirchenräten der USA und Kanadas die Tätigkeiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) begleitet. Er war sowohl bei der _berprüfungskonferenz in Helsinki 1992 als auch auf dem OSZE-Seminar 1996 über Religionsfreiheit als Mitglied des KEK-Teams dabei.
Als Autor zahlreicher Artikel und Bücher hat Herr Clements ein besonderes Interesse an Leben und Werk von Dietrich Bonhoeffer und der Bekennenden Kirche in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges. Darüberhinaus wirkt er aktiv an verschiedenen Programmen des .kumenischen Rates der Kirchen (.RK) mit, vor allem als Berater und Vertreter der Baptisten in der .RK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung.
Herr Clements wurde als Kind von Missionaren in China geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt zur Zeit in Bristol, England.

KEK-Monitor Nr. 18, März 97