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Memorandum von Church and Peace
für Gespräche bei der
Zweiten Europäischen …kumenischen Versammlung
in Graz, Juni 1997, vor allem im Peace House

(Ergebnis von Arbeitsgruppe 4 der Europäischen Friedenskirchlichen Konsultation in Wetzlar, 14.-16. März 1997)

Als Mitglieder von Historischen Friedenskirchen sowie friedenskirchlich orientierten Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppen, wie sie sich im europäischen Netz von Church and Peace zusammengeschlossen haben, haben wir uns schon bei der Ersten Europäischen …kumenischen Versammlung in Basel 1989 mit der Erklärung zu Wort gemeldet: "Gott, wie er sich uns in Jesus Christus geoffenbart hat, ist ein Gott der Gewaltfreiheit. ... Alle Christinnen und Christen sind dazu berufen, jetzt und hier als versöhnende und heilende Gemeinde zu leben." Wir haben auf die Vollmacht und Kühnheit aufmerksam gemacht, mit der Jesus die ihm Nachfolgenden durch seinen Geist leitet und in den jeweils aufkommenden Konflikten zu Begegnung und Dialog mit den Verfeindeten ermutigt. Gegen alle Resignation haben wir uns damals selbst verpflichtet, in konkreten Zusammenhängen Verantwortung für ein Friedenstiften in Liebe wahrzunehmen. Diese Selbstverpflichtung haben wir bei unserer Zweiten Europäischen Friedenskirchlichen Konsultation in Wetzlar am 14.-16. März 1997 erneuert.

Angesichts der zunehmenden Konflikte in Europa und der übrigen Welt ist nun der Dienst der Versöhnung zum Thema der Zweiten Europäischen …kumenischen Versammlung geworden. Sie geht davon aus, daß unser aller Glaube vom gewaltfreien, versöhnenden Friedenstiften Gottes in Jesus Christus lebt. Auf dieser Grundlage laden wir die in Graz Versammelten dazu ein, sich mit einer Selbstverpflichtung an jenem Auftrag zu beteiligen. Sie soll die verbindliche Zusage einschließen, daß sich die Verantwortung für die Versöhnung, die Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung in konkreten Initiativen verwirklicht.

Allen soll klarwerden:

- Wir machen uns schuldig, wenn wir bei Konflikten untätige Zuschauer bleiben!

- Es gibt Wege gewaltfreier Vertrauensbildung und Konfliktbearbeitung, die stärker sind als alle militärischen und terroristischen Waffen!

Angesichts der wachsenden Bereitschaft zu Krieg und Gewaltanwendung rufen wir alle Kirchen und Gemeinden, alle christlichen Gruppen und ihre Mitglieder zu Umkehr und Selbstverpflichtung in folgenden konkreten Punkten:

1. Wo immer Konflikte auf allen zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Ebenen sich anbahnen oder schon bestehen oder von früher her fortwirken, aktiv Frieden zu stiften und durch eigene Opfer dazu beizutragen, daß ausgebildete Friedensfachkräfte (z.B. Mediatoren) zum Einsatz kommen können.

Jesus: "Selig zu preisen die Friedensstifter: Sie werden Söhne und Töchter Gottes heißen" (Matth. 5,9).

2. Die Kriegsdienstverweigerung nicht mehr nur dem Gewissen der Einzelnen zu überlassen, sondern als Glaubenskonsequenz für alle Christen und Kirchen zu bekennen und zu begleiten, auch wenn dies Anfeindungen und Nachteile zur Folge hat. (Dies gilt analog auch für die Verweigerung anderer Forderungen, z.B. von Militärsteuern.)

Für Gottes Feindesliebe wurde Jesus gekreuzigt (Joh.11,47-53) und wurden Christen im römischen Heer hingerichtet.

3. Gegen alle Aufforderungen zu Gewaltanwendung und unmenschlichem Verhalten Widerstand zu leisten und eine Gewissensbildung zu solchem Widerstand von Kind auf zu gewährleisten. Nur eine Erziehung zur Nächstenliebe, die auch zum Nein fähig ist, kann dem †berhandnehmen der Unmenschlichkeit noch Einhalt gebieten.

"Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg.5,29).

4. Entsprechende Einzelinitiativen öffentlich zu unterstützen, z.B. die Nichtbeteiligung der Christen an Waffenbesitz, an aller Rüstungsproduktion, an einer Wirtschafts-, Geld- und Zinspolitik, die die Mehrheit der Menschheit von wenigen reichen Zentren abhängig macht.


Wir machen auf zwei Erfahrungen beim versöhnenden Friedenstiften aufmerksam:

- Gewalttat und Kriegsbereitschaft sind oft in tiefen und lange zurückliegenden Verwundungen begründet. Ohne Heilung dieser Verwundungen bei allen am Konflikt und an der Versöhnung Beteiligten, ohne tiefgehende Befreiung aus der Angst voreinander, gibt es keine dauerhafte Versöhnung.

- Ohne Einsicht aller am Konflikt und an der Versöhnung Beteiligten, daß ihr bisheriges Verhalten Teil des Konfliktes ist, ohne ein ernsthaftes Bekenntnis der geschichtlichen und persönlichen Schuld voreinander, kann kein neues Vertrauen zueinander wachsen.