Dem Frieden “Raum“ geben

Das “Peace House“ in der Bethelkirche.

Ein Beitrag zum 28. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 16.-20. Juni 1999

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Inhalt:

Statt eines Vorwortes

Einführung: Das Peace House - ein Modell auch für den Kirchentag?

Christian Hohmann

Dem Frieden “Raum“ geben

Sylvia von Verschuer

1. Einführung

2. Das Peace House in der Bethlehemkirche - aber nicht im Kirchentagsprogramm

2.1 Salz sein und Frieden halten

2.2 Krieg auf dem Balkan

2.3 Friedensarbeit in einem zerstörten Land

2.4 Versöhnung braucht Wahrheit

2.5 Gewaltfreie Konfliktbearbeitung (Mediation)

Anhang: Programmübersicht über die Veranstaltungen im Peace House

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Herzlich willkommen zum 29. Deutschen Evangelische Kirchentag 1999 in unserer Bethelkirche!

Gerne haben wir unsere Kirche für das »Peace House-Projekt« zur Verfügung gestellt. Wenn die verschiedenen Workshops, Ausstellungen, Diskussionen, Vorträge, Andachten, Konzerte und Gottesdienste ein wenig mehr den Frieden unter den Menschen fördern, dann haben wir dem Kirchentags-Motto »Ihr seid das Salz der Erde …« ein gutes Stück zur Praxis verholfen, denn das gehört mit zum Auftrag unserer Kirche.

Wir laden Menschen in unsere Bethelkirche ein, um mit uns Gott zu loben, zu feiern, Ihn überhaupt kennen zu lernen und unseren Glauben ganzheitlich zu vertiefen. Wir würden uns freuen, Sie zum »Peace House-Projekt« in der Bethelkirche begrüßen zu können!

Reiner de Vries, Pastor der Bethelkirche

 

Liebe Gäste des Kirchentages,

Das Peace House ist ein Projekt regionaler Friedensgruppen in Stuttgart. Unser Anliegen ist es, dem Thema »Frieden« auf dem Kirchentag im wahrsten Sinne des Wortes »Raum« zu geben.

Die baptistische Gemeinde in Stuttgart stellt uns für dieses Projekt ihre Bethelkirche zur Verfügung. Gemeinsam mit anderen Friedensgruppen haben wir ein Programm rund um das Thema Frieden gestaltet. Wir würden uns freuen, Sie als Gäste im Friedenshaus begrüßen zu können. Ganz nach Interessen- und Stimmungslage können Sie im »Peace House«

• aktuelle friedenspolitische Themen diskutieren – etwa die neue Strategie der NATO oder den Krieg um das Kosovo,

• Workshops zu Methoden der konstruktiven Konfliktbearbeitung belegen – zum Beispiel einen der vielen Mediations-Workshops oder den Workshop zum Thema »Zivilcourage«,

• Ausstellungen anschauen – etwa die Ausstellung zum »Zivilen Friedensdienst«,

• einfach nur die Seele baumeln lassen – in unserem Café oder im »Raum der Stille« oder

• mit uns singen und feiern – zum Beispiel beim »Offenen Singen« und beim Friedensfest am Samstag abend.

Wir freuen uns auf Sie! Besuchen Sie uns!

Iris Smidoda, Ohne Rüstung Leben

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Einführung: Das Peace House - ein Modell auch für den Kirchentag?

Christian Hohmann

Seit Jahren gehört die Halle der Stille ebenso zum Programm des Deutschen Evangelischen Kirchentages wie der Markt der Möglichkeiten. Dazu kommen Foren, Podien, Konzerte, Gottesdienste und weitere Veranstaltungsformen.

Beim letzten Kirchentag, vom 16. bis 20. Juni 1999 in Stuttgart, gab es noch einen weiteren Veranstaltungsort, das Peace House (= Friedenshaus) in der Bethelkirche; sicher ein Novum für diejenigen, die vom Zentrum des Kirchentages den Weg zur Bethelkirche fanden.

Ganz anders dagegen die Erfahrung bei den beiden europäischen und ökumenischen Versammlungen 1989 in Basel und 1997 in Graz: In Basel und Graz waren fast alle Veranstaltungen des Peace House in das offizielle Programm integriert, in Graz zählte es auch noch zu einem der verschiedenen Veranstaltungsorte.

Das Peace House hatte jeweils das Ziel, das zweite Hauptanliegen des Konziliaren Prozesses, nämlich das Bemühen um gewaltfreie Konfliktlösung, Frieden und Versöhnung zu thematisieren. Dazu dienten u.a. Erfahrungsberichte, Dialog- und Diskussionsforen, Informationsstände und praktische Arbeit in Workshops, wie z.B. eine Einführung in die Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung.

Die Organisation des Peace House lag jeweils in der Hand einer Koalition verschiedener kirchlicher und ökumenischer Gruppen, Initiativen und Organsiationen. In Graz wirkten der Internationale Versöhnungsbund, Pax Christi Internationalis und Church and Peace zusammen.

Neben vielen anderen Gruppen waren auch die BOCS-Foundation der Bokor-Bewegung aus Ungarn, die Arche-Gemeinschaften aus Frankreich, beides Mitglieder von Church and Peace und das Programm zur Überwindung von Gewalt des Ökumenischen Rates der Kirchen im Peace House vertreten.

Sein Ort war das Kulturzentrum der Minoriten, ein Teil des barocken Minoritenklosters, das seit 1978 von der Slowenischen Provinz der Minoriten übernommen worden ist, ganz in der Nähe des Zentrums der Stadt Graz.

Thematisch befaßten sich die Veranstaltungen im Peace House mit dem Thema der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV II) “Versöhnung - Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“ unter dem inhaltlichen Schwerpunkt des Themenbereichs IV “Versöhnung zwischen den Völkern und Nationen und Stärkung gewaltfreier Formen der Konfliktbewältigung“. Dazu fanden Dialogforen, Hearings, Workshops, kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Selbstverständlich waren nahezu alle Veranstaltungen im offiziellen Programmbuch der Grazer Versammlung aufgeführt. Darin wurde das Peace House u.a. als ein “Ort der Begegnung“ beschrieben, “wo ein Dialog zwischen Delegierten und Besuchern stattfinden kann... Christinnen und Christen aus vielen verschiedenen Ländern und Konfessionen haben hier die Chance, ihre Erfahrungen und Ideen im Blick auf Friedens- und Versöhnungsarbeit auszutauschen.“

Insgesamt fand das Peace House ein positives Echo, sowohl bei den Gruppen, die es organisiert hatten, als auch bei den Besucherinnen, Besuchern und Veranstaltern der Grazer Versammlung.

Bei der Vorbereitung des Stuttgarter Kirchentages zwei Jahre nach der Versammlung in Graz bestand unter verschiedenen Friedensinitiativen- und organisationen der Wunsch, ein Peace House diesmal als einen Programmpunkt des Evangelischen Kichentages zu planen.

Church & Peace war von Anfang an mit mehreren Mitgliedern an der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen im Friedenshaus beteiligt. Dazu zählten die Initiative Schalom (baptistisch), das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee (mennonitisch), die Basisgemeinde Wulfshagener Hütte (evangelisch), Mitglieder der deutschen Jahresversammlung der Quäker, der Oekumenische Dienst im Konziliaren Prozeß und als befreundete Organisationen u.a. Pax Christi, Bistumsstelle Rottenburg-Stuttgart und die Quäkerhilfe.

Bei den Verantwortlichen des Kirchentages fand dieses Vorhaben zunächst ein positives Echo, ohne daß es später in Kooperation mit den genannten Gruppen realisiert werden konnte.

Zu schwer wirkten letztlich die strengen Kriterien für die Beteiligung am Kirchentag, die den Gruppen und Initiativen, die das Peace House längst vorzubereiten begonnen hatten, so im einzelnen nicht bewußt waren. Deshalb mußten sie schließlich für das Peace House ein eigenes Programm entwerfen, weil die Veranstaltungen des Peace House im offiziellen Kirchentagsprogramm nicht erscheinen konnten.

Das recht vielfältig und sehr einladend gestaltete Veranstaltungsprogramm des Peace House wurde an rund 12.000 KirchentagsbesucherInnen frei verteilt.

Eine Übersicht über die verschiedenen Veranstaltungen im Peace House ist im Anhang zu finden.

Im Blick auf die künftige Gestalt des Kirchentages finden immer wieder Diskussionen statt, ob die bisherigen Veranstaltungsformen des Kirchentages in den nächsten Jahren so beibehalten werden sollen oder ob nicht inzwischen Veränderungen angezeigt sind.

Zu fragen ist daher, ob das Peace House aufgrund der positiven Erfahrungen, die bislang mit dieser Veranstaltungsform zuletzt auch auf dem Kirchentag gemacht worden sind, eine mögliche neue Veranstaltungsform des Kirchentages werden könnte?

Zu beobachten ist, daß das Interesse an einer Vielzahl von Publikationen und Infomaterial, wie sie auf den unzähligen Ständen auf dem Markt der Möglichkeiten zu erhalten sind, deutlich zurückgeht. Viele Besucherinnen und Besucher des Kirchentages wählen sehr bewußt aus, welche Veranstaltungen sie besuchen, bringen häufig spezielle Fragestellungen mit, für die sie sich Anregungen und bestimmte Gesprächspartner oder -gruppen suchen und nehmen sich auch Zeit dafür.

Deshalb waren die sechs Themenschwerpunkte der Zweiten Europäischen Versammlung in Graz auch auf bestimmte Veranstaltungsorte konzentriert, um sie dort in unterschiedlichen Veranstaltungsformen zu bearbeiten, zu diskutieren, zu meditieren oder ansatzweise zu praktizieren.

Im Welthaus wurde zum Themenbereich VI “Gerechter Ausgleich mit anderen Weltregionen“ gearbeitet. Themenbereich III “Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, vor allem für die Überwindung von Armut, Ausgrenzung und anderen Formen von Diskriminierung“ bildete den inhaltlichen Schwerpunkt im Haus der Gastfreundschaft. Im Ökumenischen Dorf waren neben den genannten Themenbereichen III und VI auch die Themenbereiche IV “Engagement für Versöhnung in und zwischen den Völkern, und für gewaltfreie Formen der Konfliktbewältigung“ und V “Neue Praxis ökologischer Verantwortlichkeit, besonders im Hinblick auf kommende Generationen“ angesiedelt, um die drei großen Fragestellungen des Konziliaren Prozesses in ihrem Zusammenhang darzustellen. Themenbereich IV wurde allerdings schwerpunktmäßig im Peace House behandelt.

Mit seinen thematisch sehr vielfältigen Informationsständen und seiner charakteristischen Marktatmosphäre ist der Markt der Möglichkeiten kein geeigneter Ort für die Zielsetzung eines Peace House, d.h. für ein konzentriertes inhaltliches Arbeiten. In anderer Form gilt dies nicht weniger für die Halle der Stille: Denn die hier vorfindlichen Gruppen sind zumeist kommunitäre Gemeinschaften, die über das Leben in ihren Gemeinschaften informieren und sich mit dem Themenkreis: Spiritualität, geistliches Leben, Gottesdienst und Tagzeitengebete befassen.

Im Peace House sind zwar auch zahlreiche kommunitäre Gemeinschaften, beteiligt, z.B. im Rahmen von Andachten und Gottesdiensten. Dennoch liegt hier der Themenschwerpunkt an einer anderen Stelle und neben den Kommunitäten und Lebensgemeinschaften sind auch verschiedene weitere Gruppen und Initiativen vertreten.

Natürlich ist ein Kirchentag nicht direkt mit einer Europäischen Ökumenischen Versammlung vergleichbar, weder strukturell noch inhaltlich.

Natürlich braucht es bei einer regelmäßig sehr großen Beteiligung von Gemeinden, Initiativen, Gruppen, Kommunitäten und Verbänden mit ganz unterschiedlichen Profilen und Interessenslagen eine klare Struktur, um eine repräsentative und möglichst gleichberechtige Beteiligung aller beim Kirchentag zu gewährleisten.

Dennoch ist zu fragen, ob nicht auch neue Veranstaltungsformen wie das Peace House, die sich im Rahmen einer anderen kirchlichen Großveranstaltung bewährt haben, in einem ähnlich oder veränderten Konzept integraler Bestandteil des Kirchentagsprogrammes werden könnte?

Sylvia von Verschuer hat die Tage im Peace House beobachtet. Ihr Beitrag ist mehr als nur ein Bericht über die Atmosphäre und inhaltliche Arbeit im Peace House. Sylvia von Verschuer läßt Sie als Leserinnen und Leser an ihren Eindrücken und Bebobachtungen teilhaben, wirft Fragen auf und gibt Anregungen, die Sie für sich selbst weiterdenken und beantworten können.

 

Wetzlar, den 24. November 1999

Anmerkungen

1. Vom 15.-21. Mai 1989 in Basel unter dem Thema “Frieden in Gerechtigkeit“.

2. Gleichzeitig stand das Peace House unter der Schirmherrschaft des Europäischen Ökumenischen Aktionsbündnisses für Graz ‘97, zu dem auf dem Grazer Messegelände das Ökumenische Dorf gehörte.

3. Programmbuch der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung, 23.-29. Juni 1997 in Graz, 110.

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Dem Frieden “Raum” geben

Silvia von Verschuer

1. Einführung

Während des Stuttgarter Kirchentags vom 16. -20. Juni 1999 fand das Peace House als “Projekt von Friedensgruppen” (so im Peace House Prospekt) in der baptistischen Bethelkirche statt. Die baptistische Gemeinde stellte dazu ihre gesamten Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung.

An den Ausstellungen, Workshops, Podien und Andachten waren folgende Gruppen beteiligt:

• das Balkan Peace Team (Bericht und Gespräch/Workshop)

• die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten (Ausstellung, Büchertisch

und Austausch)

• der Bruderhof (Büchertisch und Austausch)

• Church & Peace (Ausstellung und Berichterstattung)

• das Deutsche Mennonitische Friedenskommittee (Ausstellung und

Büchertisch),

• das Forum Ziviler Friedensdienst (Ausstellung)

• die Franziskanerinnen vom Kloster Sießen bei Saulgau (Raum der

Stille)

• die Informationsstelle Militarisierung (Vortrag und Diskussion)

• die Initiative Schalom (Büchertisch, Berichterstattung und

Organisation)

• die Kampagne “Produzieren für das Leben” (Ausstellung)

• die Kritischen AktionärInnen Daimler Benz (Informationsgespräch)

• Ohne Rüstung Leben (Büchertisch, Diskussion, Organisation und

Koordination)

• Pax Christi (Bericht und Gespräch/Workshop)

• die Quäker (Büchertisch, Andacht und Austausch)

• die Stuttgarter Mediationswerkstatt (Büchertisch und Workshops)

• die Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden (Büchertisch und

Workshop)

“Wenn die verschiedenen Workshops, Ausstellungen, Diskussionen, Vorträge, Andachten, Konzerte und Gottesdienste ein wenig mehr den Frieden unter den Menschen fördern können, dann haben wir dem Kirchentags-Motto Ihr seid das Salz der Erde ein gutes Stück zur Praxis verholfen, denn das gehört zum Auftrag unserer Kirche” stand im Willkommensgruß von Reiner de Vries, Pastor der Bethelkirche.

Es galt, “dem Thema Frieden im wahrsten Sinn, Raum zu geben”, so Iris Smidoda von der Initiative Ohne Rüstung Leben, in deren Verantwortung die Organisation des Peace House lag.

 

2. Das Peace House in der Bethelkirche - aber nicht im Kirchentags-

programm

Die Bethelkirche, ruhig gelegen in einer Seitenstraße im Stuttgarter Westen,

in ihrem schlichten Baustil fast zu übersehen,

so fand ich sie nach einem Gang durch Lindenalleen in voller duftender Blüte.

Im Eingangsfoyer gleich die Ausstellungswände und die Stände. Gegenüber das Café “vis à vis” (frz. = gegenüber) mit Tischgruppen und einem kleinen, aber leckeren, günstigen und freundlichen Angebot für jeden Hunger von früh bis spät. Darüber der Gottesdienstraum, die Seminarräume, die Empore mit Ausstellungen, der Raum der Stille und der Garten.

Das Peace House,

ein Ort der Begegnung und des Austausches,

Raum gebend für das Thema Frieden und alle Fragen, die Menschen damit verbinden:

Frieden in mir selbst,

Frieden mit meinem/meiner Nächsten,

Frieden in meinen vier Wänden,

in meinem Lebensumfeld, vor der eigenen Haustür, in der Gemeinde, in der Schule, auf der Straße, über den Kirchturm hinaus, in der Welt.

Nachdenken über die Ursachen von Gewalt und Krieg

und über Versöhnungsarbeit hier und dort.

Kein fremdes Thema für einen Kirchentag,

der sich zum gewaltlosen, Frieden und Gerechtigkeit bringenden Jesus bekennt,

der Jesu Botschaft abertausenden von Menschen erlebbar, nachvollzieh-bar und schmackhaft machen will.

Doch es hat nicht sein sollen, das Peace House wurde im Kirchentagsprogramm nicht aufgenommen.

Es gab strukturelle Unvereinbarkeiten, es gab kurzsichtige Bürokratie, vielleicht auch Verständigungsprobleme.

Im Herbst ‘98 waren Frieden bzw. Krieg wohl noch zu fern?

Mutmaßungen helfen nicht weiter.

Hätte uns Christen nicht die Brisanz der kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan neugieriger und empfänglicher machen können für kritische Analysen und für die neuen Wege der gewaltfreien Konfliktbearbeitung? - Ein Krieg, dichter denn je vor unserer Haustür. Ein Krieg, der von vielen Menschen mit zwiespältig empfundenen Gefühlen dem eigenen Staat gegenüber verbunden war.

So blieb das Peace House in seiner freundlichen, beharrlichen Beschäftigung mit der doppelten Thematik: Frieden in uns selbst und in unserem jeweiligen Umfeld verhältnismäßig ruhig. Einige Nicht-Insider wurden auf das Peace House aufmerksam, dank der Präsenz von Eirene, Ohne Rüstung Leben, der Initiative Schalom, des Oekumenischen Dienstes und des Schalom-Diakonats auf dem Markt der Möglichkeiten im Stuttgarter Messegelände.

Publikumsmagnete wie die in letzter Minute anberaumte und im Peace House stattfindende Veranstaltung mit Dorothee Sölle am Freitag oder die Gospel-Nacht am Freitagabend trugen dazu bei, daß sich das Haus letztlich doch von Tag zu Tag etwas mehr füllte.

Als neues Mitglied der Koordinationsgruppe für die deutsche Region von Church & Peace war ich von Mittwochabend bis Samstagmittag im Peace House. Gleichzeitig fühlte ich mich auch gesandt als Teil meiner ökumenischen Nachbarschaftsgemeinschaft in Laufdorf bei Wetzlar.

Wenn ich nun einiges über die Veranstaltungen berichte, die ich besucht habe und von denen ich immer informierter als ich es zuvor war und jeweils auch bereichert herauskam, wird dies aus meiner persönlichen Warte geschehen als Frau, Mutter, kritische Katholikin und als Mitglied einer ökumenischen Gemeinschaft.

 

2.1. Der Einstieg: Salz sein und Frieden halten

Ihr seid das Salz der Erde.

Gut ist das Salz.

Wenn aber das Salz schal wird,

Womit wollt ihr es würzen?

Habt Salz in euch

und haltet Frieden untereinander!

So die Stellen aus Mt 5, 13a und Mk 9,50 nach der Jerusalemer Bibel, in einer kleinen Gruppe “bibliodramatisch” erlebt.

Seid Salz, habt Salz, haltet Frieden untereinander!

Wie kann ich mich einlassen auf einen solchen Zuspruch und auf eine solche Aufforderung?

Sechs Zeilen, die mich einstimmen wollen, wie jeder Text, auf ihre Grundmelodie, auf ihre Dynamik: Es bedarf meiner Bereitschaft, die Worte einzeln, gebündelt oder kreuz und quer zu etwas Lebendigen werden zu lassen, das mich hier und jetzt betrifft.

Die geschriebenen, gelesenen, gesprochenen Begriffe können dann hinein kommen in meine gelebte Wirklichkeit, wirken auf mich, verändern vielleicht etwas in mir, lösen Assoziationen aus und Betroffenheit.

Können wir uns immer wieder fragen lassen angesichts der uns so vertrauten Guten Nachricht:

Wo trifft mich ein Wort aus Jesu Mund, wo treffen mich Gedanken, gedacht und ausgesprochen vor Tausenden von Jahren, in meiner Welt, in den Situationen, in denen ich stehe?

Welches sind überhaupt die Schauplätze meines Lebens?

Wie erlebe ich mich, getroffen von solch einem Text, auf den Plätzen dieser Welt?

Was bedeutet oder könnte es zum Beispiel für mich, für uns bedeuten, Salz zu sein und Frieden zu halten angesichts von:

• Kriegsrechtfertigung und verschiedenen Kriegsschauplätzen,

• der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit bei uns und in der Welt,

• der Situation auf dem Arbeitsmarkt und konkret in meiner

Arbeitssituation,

• dem Leben in der Kirchengemeinde, wenn es mir bedeutungslos

vorkommt,

• meinem Umgang mit meinen Nächsten,

• meinem Umgang mit mir selbst?

Fragen, die ich Ihnen einfach weitergeben möchte.

Ja, Krieg und Frieden, Konflikt und Konfliktlösung, Analyse und Ausblicke im Internationalen, Nationalen und im Lokalen, darunter fielen für mich fast alle Veranstaltungen im Peace House, bei denen ich dabei sein konnte.

2.2. Krieg auf dem Balkan

Zum Krieg auf dem Balkan und allen begleitenden Umständen, wie die fernere und aktuelle Geschichte, die Rolle der Medien, die Politik der deutschen Regierung, die Gründe für die Schwäche der Unter-grundregierung im Kosovo, hörte ich verschiedene kritische und meist fundierte Analysen.

Recherchieren nach den wahren Gründen eines Konflikts, das ist Entlarvung und ist unbequem - für das kleinere und größere Umfeld und für einen selbst.

Beschönigenden und manipulierenden Worten und Darstellungen nicht zu glauben, scheinbar moralisch fundierten Handlungsweisen zu mißtrauen, die Kurzsichtigkeit zu enttarnen des sofort hier und jetzt Handelnwollens ohne Rücksicht auf den mühseligen Heilungsprozeß: Die Gefahr der wachsenden Salonfähigkeit des Krieges aufzudecken, die eigene Untätigkeit oder Verblendung zuzugeben, mit dieser Haltung stehen viele von uns immer einsamer da.

Eine Teilnehmerin nannte es sogar ein Sich-Breitmachen des Mißtrauens untereinander.

Eine andere meinte: Wir müssen lernen, damit umzugehen, daß unser eigener Staat, vielleicht sogar die von vielen mit großer Hoffnung gewählte Regierung uns die Wahrheit vorenthält, uns zum Narren hält, uns nicht liebt!

Es hat mich in dem Gefühl bestärkt, daß wir einander dringender denn je brauchen, in kleinen Gruppen und in Netzwerken, z.B. im Netzwerk von Church & Peace, um die Wahrheit auszuhalten und dennoch nicht zu resignieren.

Denn das ist der zweite Schritt:

Nach der Analyse und dem Aufdecken der nahen Vergangenheit hier und dort als unabdingbare Vorstufe kommt das Entwickeln und Formulieren von Perspektiven, bei denen wir uns auf die Friedensbotschaft des Auferstandenen und auf seine uns zugesagte Kraftquelle stützen können und dürfen.

Interessant fand ich den Einwurf einer Teilnehmerin, bei aller Wahrheitsliebe darauf zu achten, daß wir auch in unserem Wortschatz friedlich bleiben, damit wir einander, die oder den uns Fremde/n nicht blockieren.

 

2.3. Friedensarbeit in einem zerstörten Land

Für die Friedensarbeit, die Friedensdienste auf dem Balkan gilt es, auf die bisher gemachten Erfahrungen von Menschen, die dort im Einsatz waren, zurückzugreifen, ganz gleich, woher sie stammen, ob sie aus der Region oder von Deutschland aus entsandt worden sind.

Wer dort an Ort und Stelle mit gelebt, gearbeitet und gelitten hat, kann uns warnen, z. B. vor schnellen Urteilen und der damit verbundenen Ausgrenzung, kann uns auffordern, differenziert zu argumentieren und nicht in die Falle zu stolpern, an eine klare ethnische Grenzlinie zwischen Opfern und Tätern zu glauben.

Auch auf dem Balkan gab es und gibt es, wenn auch unter sehr erschwer-ten Bedingungen, Solidarität unter Menschen verschiedener ethnischer Zugehörigkeit, die um eine gemeinsame Gegenwart und Zukunft ringen.

Für die Zukunft ist es wichtig, die geschwächten, gefährdeten und manchmal zu Recht an der Werteskala der westlichen Demokratien zwei-felnden oppositionellen, demokratischen Kräfte, die für den Frieden und die Einhaltung der Menschenrechte arbeiten, neu zu stärken. Unter dieser Bedingung wird es hoffentlich zu einer wirklich friedlichen Koexistenz der Menschen in der Region kommen.

Innenpolitisch gilt es wachsam zu sein und schnell aufzudecken, wenn Informationen gefälscht oder erstickt werden. Wenn wir davon erfahren, daß Verantwortliche im Staat (z.B. Botschaftsvertretungen) Infor-mationen oder Hilferufe ignorieren, dürfen wir nicht locker lassen. Es gilt auch, die jetzige Regierung an ihr Versprechen zu erinnern, daß die zivilen Friedensdienste und die Ansätze zur zivilen Konfliktbearbeitung politisch und finanziell gestärkt werden sollten. Nach den Erfahrungen im Zusammenhang des Kosovo Krieges sprach sich ein Teilnehmer dafür aus, daß wir uns als Engagierte in der Friedensarbeit unabhängig von den Parteien bewegen müssen, wenn wir uns beharrlich für die gewalt-freie Konfliktprävention einsetzen und gegen den - vor allem aufgrund von wirtschaftlichen Interessen - sich ausweitenden Rüstungshandel angehen.

Ja, der Glaube an Gottes Schalom, an dem wir festhalten wollen, umfaßt die Liebe zum Frieden und zur Gerechtigkeit und somit zur Wahrheit. Er beinhaltet Geschwisterlichkeit, Solidarität, vor allem mit den Opfern von Strukturen, die diesen Schalom zerstören und verlangt deutliche War-nungen an die Adresse der Täter. Gottes Schalom bedeutet das unglaubliche und nur in Gott ruhende Vertrauen in eine für alle - Opfer und Täter - mögliche Gegenwart und Zukunft.

 

2.4. Versöhnung braucht Wahrheit

Bei einer Gastveranstaltung der “Koalition gegen die Straflosigkeit” spra-chen die PodiumsteilnehmerInnen, darunter die Theologin Dorothee Sölle, über ihren Hunger und Durst nach Gerechtigkeit - zwei Jahrzehnte nach der Verschleppung, Folter und dem Verschwinden von unzähligen Menschen in Argentinien. Daher forderten sie, der “leichte Terror der Vergeßlichkeit” müsse genauso verhindert werden wie der Terror des Schweigens.

Ein Versöhnungsprozeß zwischen Opfern und Tätern braucht auch das Wissen um das Gewesene und um die Wahrheit.

Versöhnung braucht Wahrheit und das bedeutet:

• die Erinnerung an das Geschehene,

• die individuelle und kollektive Anerkennung und Wahrnehmung

des Geschehenen,

• das Einklagen von Recht und den Willen zur Wiedergutmachung

• und den schwierigen und seltenen Schritt des Einsehens und

Bekennens der Schuld.

Es ist schon ein spannender Prozeß, der sich in uns und mit uns selbst vollzieht, wenn es darum geht, unseren Sinn für Gerechtigkeit und Frieden zu entwickeln, zu verinnerlichen, zu gründen, die Konsequenzen für jede Wahrnehmung der Wirklichkeit um uns herum zu erkennen und die Methoden für eine entsprechende Handlungsweise zu erlernen.

 

2.5. Gewaltfreie Konfliktbearbeitung (Mediation)

Im Peace House gab es hierzu ein breites Angebot von Arbeitsgruppen zur Methode der Mediation in den verschiedenen sozialen Umfeldern: Jugendgruppen, Kirchengemeinde, Arbeitsplatz, Schule und Familie.

Mediation ist eine gewaltfreie Form der Konfliktlösung, bei der sich die KontrahentInnen freiwillig mit einer von beiden Seiten bestimmten, unparteilichen dritten Person (MediatorIn) zusammensetzen. Mit ihrer Hilfe und Begleitung wird unter Einhaltung vorher festgelegter Regeln versucht, in gegenseitiger Achtung und Wahrnehmung die jeweilige Sicht des/der Anderen im Sprechen und Zuhören zu verstehen.

Der geschützte Rahmen einer solchen Mediation ermöglicht die Entwicklung von Problemlösungen, bei der die Mediatorin/der Mediator lediglich eine begleitende Funktion hat, die aber zur Klärung zwischen den beiden Kontrahenten in der Regel führen wird.

Die Arbeitsgruppen gaben einen Einblick in diese Methode und boten die Möglichkeit an, sich ihr durch verschiedene Übungen zur eigenen Wahrnehmung anzunähern.

 

2.6. Zivilcourage gegen Gewalt

In einem Workshop der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich mit der Frage der eigenen Zivilcourage angesichts der Konfrontation mit jeder Form von Gewalt intensiv auseinanderzusetzen:

Der Beginn des eigenen Handelns setzt die eigene Klarheit über das, was Gewalt ist, voraus:

Wie kann ich entsprechende Handlungskriterien für mich abstecken? Gibt es für mich Grenzen, ab wann Gewaltanwendung für mich persön-lich inakzeptabel wird? Oder ist mir jedwede Form von Gewalt zuwider, sodaß sie für meine Sicht dessen, was Leben sein soll, eine wirkliche Gefahr darstellt?

Reagiere ich auf Gewalt als Einzelperson oder als Teil eines mich stützen-den Gefüges oder reagiere ich erst gar nicht?

Befähigt mich meine Sozialisation zu einem mutigen und phantasievollen Auftreten angesichts der Begegnung mit Gewalt, oder muß ich erst gegen anerzogene Stimmen in mir - Anpassung, vorauseilender Gehorsam, Individualismus - ankämpfen und mich verändern, um deeskalie-rend auf Gewalt reagieren zu können?

Kann Gottes Option für die Armen und die Opfer mich ermutigen?

Kann Jesu unerschrockenes und klares Verhalten mir Beispiel sein?

Kenne ich aus der Geschichte andere Beispiele, auf die ich gegebenenfalls zurückgreifen kann?

 

Was fällt mir ein, wenn ich daran denke, wie sich Gewalt auf Menschen auswirkt, sie verändert, verletzt oder zerstört?

Was wünsche ich mir im Gegenzug für das Zusammenleben und die Beziehungen zwischen Menschen?

Wie stark ist dieser Wunsch, daß er mich zum Handeln befähigt?

Habe ich genug Rückendeckung - in mir selbst, durch andere um mich herum -, genug Ideen, Phantasie, Know how, Schlagfertigkeit und Übung, um einzugreifen, damit der Kreislauf der Gewalt unterbrochen und die Gewöhnung an Gewaltanwendung beendet wird?

Kann ich es gleichzeitig aushalten, daß eine Unterbrechung der Gewalt noch nicht die Lösung des Konflikts bedeutet, daß Schlichten und Versöhnen vielleicht erst später kommen?

Das ist ein langer Fragenkomplex, den ich hier weitergeben möchte. Die TeilnehmerInnen des Workshops haben diese Fragen ansatzweise behan-delt und sie mitgenommen in ihren Alltag. Interessant war die Tatsache, daß eine Mehrheit der Teilnehmenden Gewalt gleichsetzte mit Abbruch des Gesprächs und Verletzung der Würde.

Von Anfang an bildeten die Gottesdienste der Bethelkirchengemeinde den Rahmen des Peace House - Projekts. Der baptistischen Gemeinde Bethelkirche danken wir herzlich für ihre offene und freundliche Aufnahme und Begleitung.

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Programmübersicht über die Veranstaltungen im Peace House

1. Gottesdienste

Mittwoch, 16. Juni, 18.00 Uhr

Eröffnungsgottesdienst

Mit Gottfried Hänisch, Leipzig

Freitag, 18. Juni, 9.00–10.30 Uhr

Quäkerandacht

Unsere »Stille Andacht« ist frei von Liturgie, Liedern oder Predigten. Wir lauschen gemeinsam eine Stunde auf die »göttliche Stimme«, die sich – in uns, im anderen – melden kann. Danach wollen wir ein Gespräch aus der Stille anfügen.

Freitag, 18. Juni, 19.00–21.00 Uhr

Feierabendmahl

Mit Gospelchor

 

2. Frieden vor der Haustür

Donnerstag, 17. Juni, 11.00–13.00 Uhr

Die Kritischen AktionärInnen Daimler-Benz

Für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

Alexander Dauensteiner stellt die Arbeit der Kritischen Aktionäre Daimler-Benz vor.

Freitag, 17. Juni, 10.30–12.00 Uhr

und

Samstag, 18. Juni, 10.30–12.00 Uhr

Bibliodrama

Mit Leni Schüttel (Initiative Schalom)

Freitag, 18. Juni, 10.30–14.30 Uhr

Werkstatt für Gewaltfreie Aktion

»Stell Dir vor, es gibt Zoff und Du greifst ein.«

Mit Zivilcourage eingreifen in Bedrohungs- und Gewaltsituationen

Wir haben es alle schon erlebt: diskriminierende Worte oder direkte Gewalt, gerichtet gegen körperlich oder sozial Schwächere. Wir möchten eingreifen, aber wissen nicht wie und tun einfach nichts. Gibt es Alternativen zum wegsehen, draufhauen oder fliehen?

Auf der Grundlage eigener Erfahrungen und mit Hilfe der experimentellen Rollenspieltechnik »Forumtheater« (aus dem »Theater der Unterdrückten« von Augusto Boal) werden wir verschiedene Handlungsmöglichkeiten ausprobieren und reflektieren.

Begleitung: Renate Wanie, Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden

 

2.1. Mediation

»Wenn Du anderer Meinung bist als ich, dann hast Du mir was zu sagen«

Dom Helder Camara

Mediation ist die Vermittlung durch Dritte in Konflikten. Mediation kann uns helfen, aus Verhärtungen herauszukommen, die andere Seite verstehen zu lernen und somit wieder zu respektieren. Viele, die einen Konflikt haben, können sich nicht mehr gut ausdrükken, ihre Gefühle einander mitteilen, manchmal sogar nicht mehr miteinander reden. Die Hilfe einer dritten Person oder dritten Partei, des Mediators, der Mediatorin, kann das verändern. Es können Lösungen gefunden werden, die unerwartete Chancen eröffnen.

Wir bieten folgende Mediations-Workshops an:

Donnerstag, 17. Juni, 14.00–17.00 Uhr

Mediation mit Jugendlichen und zwischen Jugendgruppen

Mit Leni Schüttel und Kerstin Horst-Rößle

Donnerstag, 17. Juni, 14.00–17.00 Uhr

Mediation in der Kirchengemeinde

Mit Pfarrer Norbert George und Traude Rebmann

Freitag, 18. Juni, 10.30–13.30 Uhr

Mediation in der Schule: zwischen SchülerInnen, zwischen Eltern/Schulleitung, im Kollegium und auf dem Schulhof

Mit Burkhard Bläsi

Freitag, 18. Juni, 10.30–13.30 Uhr

Mediation in Gruppen:zwischen KollegInnen, in Gemeindegruppen, in Aktionsgruppen

Mit Christoph Besemer

Freitag, 18. Juni, 14.00–17.00 Uhr

Mediation im Alltag einer Gemeinde …

… und wie wir uns dafür engagieren können

Mit Regina Kreutzer, Traude Rebman und Peter Schlang

Freitag, 18. Juni, 14.00–17.00 Uhr

Mediation in der Familie

Mit Claudia Knöllinger

Für alle, die sich mit Mediation beschäftigen möchten, bieten wir einen Informations-Stammtisch im Café Vis-à-vis an:

Donnerstag, 17.15 Uhr und 18.00 Uhr

Allgemeine Informationen

Freitag, 17.15 Uhr und 18.00 Uhr

Weiterbildungsmöglichkeiten

 

Ausstellungen

»Kinder und Krieg«

Landeszentrale für politische Bildung

Kinder stellen ihre Vorstellung von Krieg und Frieden dar.

»Gute Minen gibt es nicht«

Kampagne »Produzieren für das Leben«

Die Ausstellung informiert über Minenproblematik.

»Ziviler Friedensdienst«

Forum Ziviler Friedensdienst

Die Ausstellung möchte die Möglichkeiten und Notwendigkeiten ziviler Konfliktbearbeitungsmechanismen im Inland und internationalen Ausland nahebringen.

»Von der Schwierigkeit, Friedenskirche zu sein«

aufgezeigt anhand der Täufer- und Mennonitengeschichte

Deutsches Mennonitisches Friedenskomittee (DMFK)

»Vernetzung über Kirchengrenzen hinaus«

Church and Peace

 

3. Frieden über den Kirchturm hinaus

Donnerstag, 17. Juni, 16.00–18.00 Uhr

Friedensarbeit im Nord-Kaukasus

Ohne Rüstung Leben, Quäkerhilfe und Ökumenischer Dienst im konziliaren Prozeß

Auch nach Beendigung des Krieges in Tschetschenien ist der Nord-Kaukasus ein von Krisen und Gewalt geprägtes Gebiet. Roswitha Jarman, Quäkerin, engagiert sich seit vielen Jahren in der Friedensarbeit für die Menschen in der Region. Im Workshop berichtet sie von ihren Aktivitäten im Nord-Kaukasus, Ansätzen der Versöhnung zwischen verschiedenen Volksgruppen und Impressionen von ihren Reisen nach Inguschetien, Nord-Ossetien und Tschetschenien.

Freitag, 18. Juni, 11.00–13.00 Uhr

Die Neue NATO-Strategie

Informationsstelle Militarisierung (IMI)

Bei ihrem Gipfel im April 1999 wird die NATO ihre neue Stragegie verabschieden. Tobias Pflüger von der »Informationsstelle Militarisierung« in Tübingen klärt auf über die Komponenten dieser neuen Strategie und die deutsche Rolle innerhalb der neuen NATO.

Freitag, 18. Juni, 13.00–15.00 Uhr

Friedensarbeit in Ostslawonien

Ohne Rüstung Leben, Quäkerhilfe

Ostslawonien ist ein Gebiet in Kroatien, das während des Krieges serbisch dominiert war, Kroaten und Ungarn wurden vertrieben. Von 1995 bis Januar 1998 stand Ostslawonien unter UN-Verwaltung und wurde friedlich unter die Kontrolle des kroatischen Staates zurückgeführt. Doch das nun notwendig gewordene Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen wirft große Probleme auf.

Michael Grabner leistet seit drei Jahren Friedensarbeit in Ostslawonien beim Friedenszentrum Osijek, seit 1998 mit Unterstützung von Ohne Rüstung Leben und der Quäkerhilfe. Im Workshop berichtet er von seiner Arbeit.

Freitag, 18. Juni, 17.00–19.00 Uhr

Menschenrechtsarbeit in Kosovo/Kosova

Pax Christi Diözese Rottenburg-Stuttgart

Bis zum Ausbruch des Krieges förderte die katholische Friedensbewegung Pax Christi ein Menschenrechtsprojekt in Kosovo/Kosova. Pax Christi in der Diözese Rottenburg-Stuttgart entsandte im vergangenen Herbst die Juristin Snezana Orlovic zu einem »Zivilen Friedensdienst« in die serbische Provinz Kosovo/Kosova. Sie arbeitete dort für die jugoslawische Menschenrechtsorganisation »Humanitarian Law Center« (HLC) als Menschenrechtsbeobachterin. Zugleich bot sie den Opfern von Menschenrechtsverletzungen Rechtshilfe und Rechtsbeistand an. Mit Beginn der NATO-Bombenangriffe wurde diese Arbeit unmöglich gemacht.

Pax Christi berichtet über das Menschenrechtsprojekt und bietet Gelegenheit, über mögliche Wege um Frieden in Kosovo/Kosova zu diskutieren.

 

4. Frieden in der Gemeinde

Samstag, 19. Juni, 10.00–12.00 Uhr

Umkehr zur Gemeinde und zu einer neuen Lebenskultur des Friedens

Basisgemeinde Wulfshagenerhütten, Church and Peace

In der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten leben ca. 70 Personen nach dem Vorbild der ersten Christen zusammen. Die Basisgemeinde stellt ihren friedensgemeindlichen Ansatz im Rahmen des Friedenshauses vor.

 

5. Frieden für Leib und Seele

Donnerstag, 17. Juni und Freitag, 18. Juni,

10.30–23.00 Uhr

und

Samstag, 19. Juni, 10.30–24.00 Uhr

Parallel zur Peace House-Party

Café Vis-à-vis:

Oase der Begegnung

für den kleinen Hunger zwischendurch,

Zeit zum reden oder »schwätzen«,

nette Leute treffen,

die nächsten Veranstaltungen planen,

die Kaffeepause genießen.

Take a break! Komm ins Café Vis-à-vis: kleine Snacks, wechselnde Tagesgerichte, Erfrischungen, heiße und kalte Getränke!

Donnerstag, 17. Juni, 14.00–16.00 Uhr

Aktuelle Stunde

Der Krieg im Kosovo und die Bombardierung Jugoslawiens

Ohne Rüstung Leben und Informationsstelle Militarisierung

Bei Drucklegung dieses Programms ist der Krieg noch in vollem Gange. Die Schreckensmeldungen aus dem Kosovo reißen nicht ab, Jugoslawien wird weiterhin von der NATO bombardiert.

Wir wissen nicht, wie die aktuelle politische Situation im Juni sein wird und haben einen Veranstaltungstermin für eine »Aktuelle Stunde« reserviert.

Mit dabei: Iris Smidoda (ORL) und Tobias Pflüger (IMI). Je nach aktueller Entwicklung werden wir weitere Gäste zu der Veranstaltung einladen. Thema sind die politische Analyse der Geschehnisse und die Konsequenzen, die sich für die Friedensarbeit ergeben.

Mittwoch, 16. Juni, 18.00 Uhr,

Im Eröffnungsgottesdienst

Freitag, 18. Juni, 21.00 Uhr

LateNightConcert

Eintritt DM 10,– mit/DM 15,– ohne Kirchentagsplakette

gospel live

Es tritt auf: der frühere Jugendchor der Stuttgarter Bethelkirche, der als »BethelGospelChoir & Band« bei den Konzerten im »Peace-House« von eigens aus den USA angereisten Solisten unterstützt wird: von der farbigen Sängerin Carolyn Kalasky und dem weißen Pianisten Scott Sonntag.

Wir laden Sie herzlich ein zu den Auftritten von »BethelGospelChoir & Band«, deren bisherige Auftritte bei Publikum und Presse gleichermaßen auf große Begeisterung stießen!

Donnerstag, 17. Juni, 19.00–21.30

Offenes Singen

Film zum Erlaßjahr 2000

Keyboard und Leitung: G. Hartenstein

Wir laden alle, die Lust haben, herzlich ein zum »Offenen Liedersingen« mit Kirchentagsliedern und Gesängen aus aller Welt.

Im Rahmen dieser Veranstaltung zeigen wir den Film »Verschuldung – eine Ansichtssache« zum Thema »Erlaßjahr 2000«. Der Film ist 13 Minuten lang.

Samstag, 19. Juni, 19.00 Uhr

Peace House-Party

»Wenn einer alleine träumt ist es nur

ein Traum,

wenn viele gemeinsam träumen,

ist es der Beginn einer neuen

Wirklichkeit.«

Eintritt DM 10,– mit/DM 15,– ohne Kirchentagsplakette

Hier geht die Post ab! Die Band »Tough Enough« wird für Stimmung sorgen.

»Tough Enough« – eine Band aus der Zeit, als nicht nur die Hosen einen Schlag hatten! Gespielt wird ein Repertoire an Oldies, die zwar jeder kennt, die man aber nicht mehr jeden Tag hört.

Raum der Stille

Während der Öffnungszeiten des »Peace Houses« bieten die Franziskanerinnen vom »Kloster Sießen« bei Saulgau/Oberschwaben einen »Raum der Stille« an, indem Sie zu sich selbst zu kommen und Ruhe vom Trubel und der Hektik des Kirchentages finden können.

Im Raum der Stille wird eine Franziskanerin auch zum Gespräch zur Verfügung stehen.

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Autor

Silvia von Verschuer (geb. Murinni) wurde am 23. Mai 1954 in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Frankreich und Belgien.

Sie studierte Slawistik in München. Seit 1994 lebt sie in der ökumenischen Nachbarschaftsgruppe des Laurentiuskonventes in Laufdorf bei Wetzlar zusammen mit ihrem Mann und ihren vier Kindern. Sie ist tätig als Übersetzerin fur Flüchtlinge und gelegentlich für die Internationale Geschäftstelle von Church & Peace und arbeitet als Katechetin in einer katholischen Gemeinde.

Seit 1998 gehört Silvia von Verschuer der Koordinationsgruppe für die deutschsprachige Church & Peace - Region an.

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Dezember 1999